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Esther antwortete nicht, küsste nochm<strong>als</strong> die Hand des Vaters und<br />

entfernte sich.<br />

„Ach Esther“, rief Marie, sich im Bette aufrichtend, <strong>als</strong> die<br />

Schwester mit dem Lichte in das Stübchen trat, „es ist recht<br />

schade, dass der Vater mit Dir heute Abend noch wegfahren<br />

musste. Wo wart Ihr denn?“<br />

„In Grabnick bei dem alten Ohm Mroncovius“, sagte Esther mit<br />

trauriger Stimme.<br />

„Denke Dir“, sagte Marie, „Ihr wart kaum fort, da kommt ein<br />

Herr zum Besuch“.<br />

„Hast Du ihn gesehen?“ unterbrach sie Esther.<br />

„Ach nein, leider nicht“ antwortete Marie. „Denk Dir, ich komme<br />

mit Maleski’s Christine zusammen aus der Vesper, da steht an der<br />

Kirchtür unsere Orth, gibt mir die Schlüssel und sagt, der Vater ist<br />

mit Dir weggefahren. Ihr würdet<br />

erst spät wiederkommen. Da<br />

dachte ich, dass es für mich allein zu Hause sehr langweilig sein<br />

wird und sage der Orth, sie soll dem Bernhard Vesper geben und<br />

den Mägden auch Essen. Ich würde bald nachkommen und gehe<br />

mit der Christine auf ein halbes<br />

Stündchen mit. Ich komme erst<br />

nach Hause, <strong>als</strong> es schon ganz finster ist. Da erzählt mir die<br />

Kathrin, ein großer schlanker,<br />

stattlicher Herr ist es gewesen. Er<br />

ist weggegangen, kurz bevor ich nach Hause kam. Er trug einen<br />

breitrandigen Hut und dunklen Radmantel. Er hat zum Vater<br />

wollen und hat gefragt, wo Ihr hingefahren seid. Er hat der<br />

Kathrin ein blankes Silberstück geschenkt und hat ihr gesagt, er<br />

wird vielleicht an den Vater schreiben. Die Kathrin meint, es ist ein<br />

sehr feiner<br />

Herr gewesen, gewiss einer von den Franzosen. Er hat<br />

aber sehr gut Polnisch reden können“.<br />

„Woher weiß denn die Kathrin, dass er einer von den Franzosen<br />

war?“ fragte<br />

Esther. „I, das hat ihr die Therese erzählt, die in<br />

Kaplans Haus dient, wo der vornehme Herr mit einem<br />

pockennarbigen Kutscher gestern Abend eingekehrt war, wo er<br />

auch die Nacht<br />

geblieben ist und heute in der Dämmerung<br />

fortfuhr. Schade, schade, dass ich nicht zu Hause war“.<br />

So fuhr Marie noch lange fort zu berichten, was ihr die polnische<br />

Magd erzählt hatte, und machte ihre Bemerkungen und<br />

Folgerungen dazu. Esther achtete<br />

<strong>jetzt</strong> nicht weiter darauf, sie<br />

kniete vor ihrer Lade nieder, schloss sie auf, stützte den Deckel<br />

an, öffnete die Beilade und nahm, nachdem sie ein<br />

zusammengelegtes Tuch entfernt hatte, das Gesangbuch der<br />

verstorbenen Mutter heraus und betrachtete<br />

lange die unter ihm<br />

liegenden Gegenstände. Es war da wenig zu sehen: Eine<br />

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