jetzt kostenlos als -->Free-Download - Angerburg

21. Kantor Heling als Kirchenführer in Schippenbeil
Während Thomas nach dem Schmied suchte, war sein Vater vor
die Haustür getreten und wanderte dann langsam über den Markt
bei einem schönen Wintermorgen. Er gelangte in die Kirchenstraße
und auch bald an die Kirche. Die Tür derselben stand offen, und
eben wollte der Alte hineingehen, um ein stilles Gebet zu
verrichten, als hinter ihm eine Stimme ertönte:
„Einen schönen guten Morgen, Herr. Ich freue mich, Euch
wiederzusehen“.
Der alte Mann wendete sich um, da kam um die Ecke der Kirche
biegend der Kantor Kaspar Heling, der ihm beide Hände
entgegenstreckte.
„Ich freue mich aufrichtig, mit Euch zusammenzutreffen“, sagte
der alte Anderson.
„Aber ich störe Euch wohl“, sagte Heling. „Wie ich sehe, wolltet
Ihr eben in unsere Kirche treten“.
„Durchaus nicht, ich habe überflüssige Zeit. Unser gemeinsamer
Freund Douglas, seine liebe
Ehegattin und mein Sohn haben ihre
besonderen Geschäfte. Da ging ich bei dem schönen Morgen durch
das freundliche Städtchen. Zwar kenne ich Schippenbeil seit vielen
Jahren, habe aber nie Muße gehabt, die schöne Kirche anders als
von außen mir anzusehen. Da ich sie offen fand, wollte ich
eintreten, denn ich pflege an einem geöffneten Gotteshaus,
wenn’s irgend die Zeit erlaubt, nicht vorbeizugehen, ohne
wenigstens auf kurze Zeit hineinzutreten“.
„Wenn Ihr, Herr, nichts dagegen habt, begleite ich Euch“, sagte
Heling.
„Es wird mir ein besonderes Vergnügen sein. Allein, habt Ihr
nicht Dienst?“
„Habe ihn soeben beendigt“, antwortete Heling. „Der Herr
Rektor Joh. Georg Gottberg informieret jetzo weiter bis Mittag“.
Beide Männer traten nun durch die Turmtür in die Halle und aus
dieser in das Schiff der Kirche. Sie entblößten
ihr Haupt und
sprachen ein stilles Gebet.
„Es ist ein mächtiges Bauwerk“, sagte der alte Anderson. „Viel
großartiger als unsere Angerburger Kirche. Ich denke, unsere
Kirche wird nicht sehr viel länger sein, als diese breit ist“.
„Sie ist 80 Schuh breit und 150 Schuh lang“, sagte Heling. „Das
gewölbte Mittelschiff ruht auf acht massiven achteckigen Pfeilern.
Seht diese beiden ersten tragen die Seite des Turms nach der
Kirche zu“ .
189