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„Nun müssen wir noch Schlorrchen schmeißen“ sagte Marie,<br />

setzte sich mit dem Rücken zur Stubentür an die Erde, umfasste<br />

mit beiden Händen die Unterschenkel und schleuderte über den<br />

Kopf den Pantoffel des linken Fußes gegen die Tür. Dann sprang<br />

sie schnell auf, ergriff die Lampe und beleuchtete die Lage des<br />

Pantoffels.<br />

„Haha! Da liegt der Schlorr, mit der Spitze dicht an der<br />

Stubentür“, jubelte Marie. „Nun musst du es auch versuchen,<br />

Esther!“<br />

„Ich habe eigentlich schon genug von den Orakeln“, sagte<br />

Esther und setzte sich an die Erde. Ein Wurf und der Pantoffel lag<br />

mit der Spitze an der Tür.<br />

„Schade, dass wir nicht Zinn gießen können“, meinte Marie.<br />

„Du denkst wohl noch daran“, sagte Esther, „wie dich einmal die<br />

selige Mutter vom Zinngießen mit Hurrah aus der Küche jagte. Die<br />

alte Perkunsche bekam dam<strong>als</strong> auch was ab“.<br />

„Weißt du aber was?“, sagte Marie, „wir wollen auf den Hof<br />

gehen. Du gehst an das neugedeckte Stalldach und ziehst eine<br />

Hand voll Strohhalme heraus und ich - ich geh’ in den Gänsestall“.<br />

„Nun, wenn du willst“, erwiderte Esther, „so geh’ nur allein“.<br />

„Aber Estherchen“, schmeichelte Marie, indem sie den Vorhang<br />

des Fensters öffnete, „sieh doch hinaus, es ist ja ganz schönes<br />

Wetter. Der Mond scheint so hell wie am Tag. In einigen Minuten<br />

sind wir ja wieder zurück. Lass’ dich doch erbitten und komm mit“.<br />

„Nun, so komm, du Quälgeist“, sagte Esther. „Nimm dir aber<br />

das Spreetuch<br />

gedeckte Strohdach des Stalles leicht erreichen konnte. Sie fasste<br />

mit der Hand in das Stroh und zog. Dabei sah sie unwillkürlich<br />

über den Torweg hinüber an dem Giebel des Stalles vorbei auf die<br />

460 um, damit du dich nicht erkältest“.<br />

Marie hatte schon zwei große Tücher ergriffen, warf das eine um<br />

der Schwester Schultern, nahm das andere selber um, öffnete<br />

leise die Stubentür, ging durch den schmalen hinteren Hausflur<br />

und öffnete geräuschlos die Haustür. Das Licht des Vollmondes fiel<br />

herein. Beide Schwestern gingen zusammen bis zum Stall und<br />

dann, während Marie sich rechts nach dem Gänsestall wendete,<br />

ging Esther auf dem schmalen Hof zwischen Haus und Stall bis zu<br />

dem zur Straße führenden Torweg. An diesem waren an der<br />

Längswand des Stalles die vom Reparaturbau des Herbstes übrig<br />

gebliebenen Bretter etwa 2 Fuß hoch aufgestapelt. Esther ging bis<br />

zum Torweg und stieg dann auf die Bretter, von denen sie das neu<br />

460 Spreetuch = Schultertuch; von spreen, sprühen, sanft regnen. (s. auch FN 502)<br />

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