06.05.2013 Aufrufe

jetzt kostenlos als -->Free-Download - Angerburg

jetzt kostenlos als -->Free-Download - Angerburg

jetzt kostenlos als -->Free-Download - Angerburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

33. Der gescheiterte Fluchtversuch Schielers aus dem<br />

<strong>Angerburg</strong>er Schlossgefängnis<br />

Am folgenden Tag, 5. Sonntag nach Epiphanias, dem 8. Februar,<br />

war Thomas schon früher auf. Die Kirchenbesucher vom Land<br />

kamen mit Schlitten in das Städtchen. Die Sonne ging auf und<br />

beleuchtete hell und freundlich die beschneiten Straßen. Der Vater<br />

ging<br />

mit Thomas in Begleitung von Barbara zur Kirche, die Mutter<br />

und Wilhelm sollten später die Vesper besuchen. Als Thomas die<br />

Anhöhe zur Kirche hinaufstieg, wendeten sich seine Augen<br />

unwillkürlich nach rechts, am Garten des Diakonus vorbei, zum<br />

Pfarrhaus, wo Esther weilte, <strong>jetzt</strong> nicht mehr seine Esther. Der<br />

Vater ging mit seinen Kindern durch den Hauptgang der Kirche<br />

und begab sich in den Rats-Stand, während<br />

Thomas und Barbara<br />

ihren gewöhnlichen Platz in der ersten Bank der Reihe rechts vom<br />

Altar nahmen, es war noch nicht eingeläutet. Jetzt begannen die<br />

Glocken in langgezogenen Tönen. Die Kirchenbesucher wendeten<br />

die Köpfe dem Eingang zu und flüsterten. Da kam den Hauptgang<br />

hinabgeschritten die stattliche Person des Pfarrers<br />

Helwing. Neben<br />

ihm ging etwas gebückt der Diakonus Schwindovius. Hinter den<br />

Männern ging Frau<br />

Katharina Helwingin und an ihrer rechten Seite<br />

Esther, mit niedergeschlagenen Augen. Als sie am Ende des<br />

Ganges sich nach rechts wendete, sah sie sich Thomas gegenüber.<br />

Ihre Blicke trafen sich und Thomas konnte nicht unterlassen,<br />

Esther mit den Augen zu grüßen. Sie erschrak, blieb stehen,<br />

errötete und eilte, sich besinnend, der Frau Pfarrerin nach in die<br />

Bank des Pfarrherrn. Dieser kleine Vorfall wäre wohl von den<br />

Kleinstädtern bemerkt worden, wenn nicht in dem Augenblick<br />

beide Turmtüren aufgerissen worden wären, durch welche<br />

sporenklirrend der gebietende<br />

Herr Amtshauptmann Gottfried v.<br />

Perband hineingeschritten wäre. An seiner rechten Seite kam ein<br />

schwarz gekleideter Herr mit großer Perücke und Degen:<br />

„Der Herr Hofgerichtsrat“, hörte Thomas<br />

eine Stimme hinter sich<br />

flüstern.<br />

Die Herren begaben sich auf das kurfürstliche Chor<br />

esicht<br />

724 und ließen<br />

sich auf den hochlehnigen Stühlen nieder. Der Gottesdienst<br />

begann. Thomas sah über sein Gesangbuch in das holde Ang<br />

von Esther, die neben der Frau Katharina zu deren linken Seite<br />

saß. Lebhaft gedachte er des Neujahrsmorgens in der Kirche in<br />

724<br />

Priviligierte Plätze für den Inhaber des Patronats einer Kirche – in diesem Fall des<br />

kurfürstlichen Landesherrn bzw.<br />

seiner höheren Beamten.<br />

455

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!