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die<br />

Männer zu bitten, mir einen der Wagen losmachen zu helfen.<br />

In der Sakristei fand ich die Mutter allein mit den 3 Kindern. Die<br />

Anderen waren schon fort, um ihr Asyl zu erreichen. Die gute<br />

Katharine hatte dich, in ihr Tuch gewickelt, der Mutter auf den<br />

Schoß gelegt. Ich tröstete mein liebes Weib, das sehr geduldig<br />

war, nahm den kleinen Georg mit mir, damit er mit seinen<br />

schwachen Kräften mir helfen möchte. Ich holte vom Turm die<br />

Glockenseile, um den Gaul anspannen zu können, und ging zu den<br />

Wagen. Mit unendlicher Mühe gelang es mir, endlich einen<br />

derselben loszumachen.<br />

Es war schon spät am Nachmittag. Georg blieb beim Wagen. Ich<br />

eilte in die Kirche, um mein Weib und Euch Kinder zu holen. Aus<br />

der Sakristei führte ich die Mutter.<br />

Wir knieten in der Kirche an<br />

dem Gewölbe, das unsere Lieben, die Großmutter und dein<br />

Schwesterchen Marie, barg. Die waren allem Elend entgangen.<br />

Dann trug ich Euch auf den Wagen. Nicht einmal eine Hand voll<br />

Stroh hattet Ihr <strong>als</strong> Sitz. Dann eilten wir, den Ort des Mordes, des<br />

Brandes und des Schreckens, der so lange unsere traute Heimat<br />

war, zu verlassen und den nächsten Wald zu erreichen.<br />

Hinter uns lag die rauchende Stadt. Ach, wie langsam und<br />

wie<br />

beschwerlich ging unsere Fahrt auf dem gefrorenen holprigen<br />

Wege mit dem lahmen Gaul. Endlich, spät in der Nacht erreichten<br />

wir Neu Masehnen<br />

, dass eure Flucht nicht<br />

unserem Gewölbe hier beisetzen, doch habe ich es unterlassen.<br />

143 . Alles war voller Flüchtlinge aus den<br />

verbrannten Ortschaften, doch fanden wir wenigstens eine warme<br />

Stube und etwas zu essen. Auch der arme Gaul fand ein wenig<br />

Futter. Doch, wir mussten weiter. Ach, wie oft habe ich dam<strong>als</strong> an<br />

das Wort des Herrn gedacht: Bittet<br />

geschähe im Winter und wehe den Schwangeren und Säugenden<br />

zu der Zeit. 144<br />

Was soll ich dir den Jammer erzählen? Deine treue Mutter starb<br />

auf dem Wege nach Königsberg. Der alte Mann stand auf und<br />

wendete sich gegen den Kamin, wo er sich mit dem Feuer zu<br />

schaffen machte. Thomas schwieg. „Auf einem einsamen<br />

Dorfkirchhofe liegt sie begraben. Ich wollte später ihre Gebeine in<br />

Die Erde ist überall des Herrn“.<br />

143<br />

Masehnen – Ort 5 km süd- östl. von Rosengarten.<br />

144<br />

Bibelzitat: Math. 24,20.<br />

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