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34. Das Verhör des Schielers und der Zeugen<br />

Als am anderen Morgen, Montag, den 9. Februar, Thomas die<br />

Wohnstube betrat, fand er den alten Vater schon in seinem<br />

Hauspelz bei der Lampe sitzen. Bald darauf kam die Mutter mit<br />

den anderen Hausgenossen. Die Morgenandacht wurde gehalten<br />

und dann sogleich das Frühstück eingenommen. Der Wintertag<br />

brach eben an. Jeder ging an seine Arbeit. Thomas blieb bei dem<br />

Vater allein.<br />

„Ich muss mich bald zurechtmachen, um auf’s Schloss zu<br />

gehen“, sagte Thomas. „Der Herr Hofgerichtsrat sagte mir in der<br />

Nacht, dass er mich noch vor dem Termin sprechen wolle“.<br />

„Mein Sohn“, sagte der Alte, „ich meine, der Gang wird bei dir<br />

heute sauer ankommen. Ich habe die Esther gestern in der Kirche<br />

gesehen und kann es wohl begreifen, dass dein Herz sich sträubt,<br />

der holden Jungfrau zu entsagen. Es muss aber sein. Du wirst sie<br />

auf dem Schloss vielleicht gar nicht sehen. Sollte es aber<br />

geschehen, so wappne dich mit Mut und<br />

betrachte sie <strong>als</strong> eine<br />

Fremde“.<br />

„Ach, mein Vater“, sagte Thomas seufzend. „Ich glaube, ganz<br />

bestimmt zu wissen, dass die Jungfrau mir gar nicht abgeneigt ist.<br />

Nur der Vater in seiner unbegreiflichen…“<br />

„Vergiss nicht, mein Sohn“ unterbrach ihn der Alte sehr ernst,<br />

„des Vaters Segen baut den Kindern Häuser<br />

brigens über Esthers Vater nicht richten, denn der Mensch<br />

, sich an den Bruder wendend.<br />

783 . Eine ungehorsame<br />

Tochter wird ihrem Mann niem<strong>als</strong> ein Segen sein. Mit dem Fluch<br />

des Vaters kannst du ein Weib nicht in dein Haus führen. Wir<br />

dürfen ü<br />

sieht was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz an 784 “.<br />

„Ihr habt Recht wie immer“, sagte Thomas, „aber das Herz lässt<br />

sich nicht so leicht bezwingen“.<br />

Die Tür wurde schnell geöffnet und eilig mit kurzem Morgengruß<br />

kam Anna, die Frau Kaplanin, hinein.<br />

„Mein Gott, Thomas“, rief sie<br />

„Was ist denn geschehen? Ich höre eben, du bist die ganze Nacht<br />

auf Spitzbubenjagd gewesen“.<br />

„Wer hat denn das erzählt?“ fragte Thomas.<br />

„Ach, unsere Lotte hat’s von Pfarrers Hanne gehört“, sagte<br />

Anna. „Die lwarowsche hat frische Fische zum Verkauf gebracht.<br />

In der Küche hat sie es der Frau Pfarrerin erzählt. Die Esther ist<br />

783<br />

Bibelzitat: Sirach 3,11.<br />

784<br />

Bibelzitat: 1. Samuel 16,7.<br />

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