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„Ich wollt’s auch nicht glauben“, sagte die Frau Amtsschreiberin,<br />

„fragte aber doch unsern Herrn Erzpriester Matthäus Breuer, der<br />

vor 10 Jahren Prediger in Wilda gewesen war, und vor 4 Jahren<br />

herkam, ob er in Wilda gehört hat, dass ein Mann mit Hörnern in<br />

der Kasimiruskirche begraben sei. So etwas würde doch in der<br />

Stadt bekannt werden. Er hatte aber nie davon gehört. Er sagte<br />

auch, unter den 16 Kirchen Wilda’s befände sich keine<br />

Kasimiruskirche, sondern in der prächtigen Schlosskirche wäre<br />

eine Kapelle des Heiligen Kasimir 510 , die einen großen Schatz<br />

verwahre. Allein der silberne Sarg des Heiligen soll 30 Zentner<br />

wiegen“.<br />

„Nun erlebt Ihr doch an Eurem Schwestersohn viel Freude“ ,<br />

sagte Thomas.<br />

„Ach, lieber Herr“, sagte die alte Dame, „das arme Kind blieb ja<br />

lahm, weil ihm die Hüfte ausgerenkt war. Wir dachten anfangs,<br />

das Kind ist nur so kraftlos, dass es immer<br />

liegen wollte. Als es<br />

sich aber etwas erholt hatte, da war es zu spät noch zu heilen“.<br />

„Da wundere ich mich aber gar sehr, dass der junge Herr trotz<br />

seiner Lahmheit Soldat geworden ist“,<br />

meinte Thomas.<br />

„Ja, weiß Gott, woher der Junge die Lust dazu, von frühester<br />

Kindheit an hat“, sagte die Frau. „Seines Vaters Voreltern und<br />

meine Voreltern sind doch alle aus dem geistlichen Stande<br />

gewesen, aber der Junge war immer, wenn er nur abkommen<br />

konnte, bei dem alten Paskarbait oder<br />

im Stalle. Reiten konnte er,<br />

<strong>als</strong> er noch eine kleine Krabbe war, die wildesten Pferde. Der Herr<br />

Amtshauptmann Melcher v. Rippen hatte auch an ihm einen<br />

Narren gefressen und ließ ihm alles durchgehen. Tüchtig ist der<br />

David aber gewesen, hat fleißig die lateinische Schule besucht.<br />

Mein Mann meinte, er könnte doch, wenn er auch lahm bliebe,<br />

ein<br />

tüchtiger Amtsschreiber werden. Er nahm ihn auch in die<br />

Schreiberei, aber weiß Gott, es ging nicht recht. Er musste<br />

manchmal verzweifeln,<br />

wenn Nietzki mit ihm unzufrieden war, das<br />

war schlimm. Eines Morgens ist mein Junge fort. Nun hat er auch<br />

nicht an uns geschrieben, sondern an unsern alten Freund, den<br />

Bürgermeister. Aber welche Freud’, dass er noch lebt und<br />

königlich dänischer Offizier ist“.<br />

510 In dieser Kapelle ist Fürst Kasimir (1458 – 1484) nach seiner Heiligsprechung im Jahre<br />

1602 beigesetzt worden. Er war der Enkelsohn von Jagiello Wladislaw II., des Großfürsten<br />

von Litauen (seit 1377) und Königs von Polen (1386 – 1434.)<br />

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