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„Seid Ihr schon auf, Herr?“, fragte die Wirtin verwundert. „Wir<br />

müssen freilich so früh aufstehen, denn es werden bald die Polen<br />

vom Land zur Frühmette kommen. So ein Herr kann aber doch<br />

schlafen so lange er will“.<br />

„Gebe Sie mir einen halben vom besten Wein und ein Licht. Von<br />

dem frischen Brot möchte ich auch haben“, sagte Thomas, von der<br />

nächtlichen Wanderung etwas hungrig geworden.<br />

„Ach, da könnt Ihr Euch aussuchen, soviel Ihr wollt“.<br />

Nachdem die Wirtin aus dem Keller den Wein brachte, nahm<br />

Thomas das Licht, den Wein, ein Glas und das gekaufte Brot und<br />

ging in die Kammer.<br />

Nebe hatte es inzwischen fertig gebracht, das Fußende des<br />

invaliden Bettgestells zu zerbrechen. Das vollgestopfte schwere<br />

Deckbett war dabei auf die Erde gefallen, doch schlief der Diakon<br />

immer weiter.<br />

Thomas nahm das Deckbett, legte es auf die an der Erde<br />

ausgebreiteten Decken <strong>als</strong> Unterlage und weckte mit einiger Mühe<br />

seinen Schwager, der allmählich ermunterte.<br />

„Das ist hier ja eine schändlich schlechte Liegerei“, sagte Nebe<br />

gähnend, indem er sich auf den Bettrand setzte. „Hungrig bin ich<br />

auch. Ich habe mich ganz verlegen. Mich friert“.<br />

„Nimm nur zuerst einen Schluck Wein, lieber Schwager“, sagte<br />

Thomas, „und iss von dem frischen Gebäck. Dann legst du dich<br />

hier an die Erde, wo ich dir ein besseres Lager gemacht habe. Da<br />

wirst du besser schlafen“.<br />

„Na hör’ mal“, sagte Nebe kauend. „Einmal bin ich mit dir auf<br />

die Freierei gefahren. Das tue ich aber mit keinem Menschen<br />

mehr! Das Kreuz tut mir weh, und die Füße sind mir<br />

ganz<br />

abgestorben“.<br />

„Nun, es wird schon besser werden“, tröstete Thomas. „Etwas<br />

Warmes bekommen wir so früh hier noch nicht. Jetzt geh nur<br />

wieder schlafen. Die Uhr ist noch nicht halb 4“.<br />

„Wo wirst du aber bleiben?“ fragte Nebe. „Ich werde mir ein<br />

Lager hier auf der Bank am Fenster zurechtmachen“, antwortete<br />

Thomas. „Ich bin an solche Lagerstätten von meinen Reisen in<br />

Polen schon gewöhnt“.<br />

Nebe streckte sich behaglich auf seinem Lager aus und war bald<br />

eingeschlafen.<br />

Thomas richtete das Seinige, so gut es ging, auf der Bank ein<br />

und löschte das Licht. Er konnte aber trotz der Dunkelheit nicht<br />

einschlafen. Er hörte nach einiger Zeit Tritte in dem Torweg, dann<br />

wieder einzelne Worte in polnischer Sprache. Es fiel ihm ein, dass<br />

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