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2. Ruhepause im Dorfkrug von Zohlen<br />

Der Regen hatte aufgehört, es blieb aber sehr finster. Die<br />

Reisenden kamen sehr langsam fort. Endlich, nach ungeduldigem<br />

Hoffen und Erwarten hörten sie Hundegebell. Einzelne Lichter<br />

schimmerten durch den Nebel, und bald hielt der Wagen in tiefem<br />

Schmutze vor den erleuchteten Fenstern eines langen, niedrigen<br />

Gebäudes, aus dem ein wüster Lärm erschallte.<br />

„Bleibt gütigst auf dem Wagen, würdiger Herr“, sagte Thomas.<br />

„Ich werde sogleich wieder hier sein“.<br />

Mit diesen Worten sprang er zur Erde und eilte in die Krugstube.<br />

Hier schallte ihm das wüste Toben einer trunkenen Gesellschaft<br />

entgegen. Mit Mühe sich durchdrängend, nahm er ohne viele<br />

Umstände zu machen den Wirt beim Arm und ließ ihn nicht eher<br />

los, <strong>als</strong> bis er mit ihm die Räumlichkeiten des Hauses angesehen<br />

hatte. Deren waren aber nur wenige vorhanden. Da der Herr<br />

Diakon nicht in der großen Krugstube bleiben konnte, war nur eine<br />

mit dieser durch eine rohe Tür verbundene Kammer, in der das<br />

Ehebett der Wirtsleute nebst einigem Gerümpel stand, übrig. Ohne<br />

Aufenthalt ließ Thomas die schmutzige Wäsche von der Wirtin aus<br />

dem Bett nehmen und brachte ihre Einwendungen durch einen<br />

Dreipölchner 7 zum Schweigen. Den Wirt immer am Arm haltend,<br />

ließ Thomas einige der am wenigsten betrunkenen Bauern rufen.<br />

Ein Kienspan 8 wurde angezündet, der Wagen in einen Schuppen<br />

gefahren und dann mit Hilfe der Männer der Herr Diakon<br />

behutsam vom Wagen gehoben.<br />

Während der alte Herr langsam durch die Krugstube mehr<br />

getragen <strong>als</strong> geführt wurde, hatte seine Tochter von Decken,<br />

Mänteln und Tüchern ihm das Lager so weich <strong>als</strong> möglich bereitet,<br />

auf das er <strong>jetzt</strong> niedergelegt wurde. Da bei der qualmenden und<br />

stinkenden Lampe, welche die Wirtin in der Hand hatte, nichts zu<br />

sehen war, holte Thomas von seinem Wagen ein dickes Wachslicht<br />

und begann den beschädigten Fuß bei hellem Scheine zu<br />

untersuchen. Esther stand mit überströmenden Augen dabei und<br />

reichte ihrem Vater die Hand. Der Strumpf, mit Blut angeklebt,<br />

ließ sich nicht abziehen, musste <strong>als</strong>o an der Wade der Länge nach<br />

aufgeschnitten und mit Wasser am Schienbein losgeweicht<br />

werden. Nachdem dies unter großem Wimmern des Verletzten<br />

7<br />

Alte polnische Münze.<br />

8<br />

Brennspan<br />

7

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