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kein Neujahrswachs 465 , wie im vorigen Jahr. Ich war auch schon<br />

an Eurem Hause, aber da war alles dunkel und…“<br />

„Habe ich Euch, Ihr Hornvieh, nicht ein für allemal verboten,<br />

ein langes Verhör vor<br />

„Aber Herr Schulmeister“, bat der polnische Mann, „seid doch so<br />

ut und verkauft mir das Wachs. Ich gebe Euch ein Pölchen 466 wegen Wachs zu mir in’s Haus zu kommen, wo die Nachbarn<br />

aufpassen? Soll ich wieder wie vor 2 Jahren<br />

dem Herrn Erzpriester Euretwegen, ihr Ochsen, ausstehen und<br />

wieder Strafe bezahlen müssen oder gar weggejagt werden, wie er<br />

mir angedroht hat? Geh zum Henker!“, sagte Schickedanz<br />

ärgerlich.<br />

g<br />

für<br />

ein<br />

kleines Stückchen. Ich werde Euch auch im Frühjahr ein Ferkel<br />

bringen,<br />

wenn die Schweine ausgetrieben werden. Nehmt auch<br />

einen<br />

Schluck aus meiner Flasche, ich weiß ja, dass Euer Wachs<br />

mit<br />

Eurem Sprüchlein am besten ist“.<br />

„So, woher wisst Ihr denn das?“ fragte der Schulmeister etwas<br />

besänftigt<br />

und trank.<br />

„Ach, Herr Schulmeister“, antwortete der andere, „weil ich von<br />

Euch<br />

voriges Jahr kein Wachs mehr bekam, da gab mir mein<br />

Schwager<br />

ein Stückchen von seinem, das hatte er vom<br />

katholischen Glöckner aus Grajewo r<br />

ni<br />

„Na, denn komm hinter e Schickedanz.<br />

„Aber, dass du dich nicht unterstehst, einem Anderen zu sagen,<br />

ei große Körbe mit Backwerk trug, die Tür<br />

467 in Polen. Das hat aber ga<br />

chts geholfen“.<br />

die Kirche“, sagt<br />

dass ich dir hier Neujahrswachs gab!“<br />

Die Schritte entfernten sich. Thomas ging seinem Nachtlager zu.<br />

Als er in den Torweg trat, öffnete eben die Wirtin einem<br />

Bäckerburschen, der zw<br />

der Schenkstube. Thomas trat mit ihm zugleich in die Krugstube.<br />

465<br />

Vor allem auf dem Lande und in vom Verkehr nur schwach erschlossenen Gebieten hatten<br />

sich mit dem kirchlichen Brauchtum abergläubische Vorstellungen vermischt. So wurden dem<br />

Taufwasser magische Kräfte zugeschrieben. Kirchenwachs, Kirchenwein und geweihtes Brot<br />

wurden dem Küster heimlich abgekauft und <strong>als</strong> Arznei verwendet. Die Kirchenoberen, im<br />

geschilderten Fall der Erzpriester, versuchten, solche Bräuche auszumerzen und verhängten<br />

Kirchenstrafen dagegen.<br />

466<br />

Pölchen: Bezeichnung der Nachahmungen der polnischen Halbgroschen von Sigismund I.<br />

Durch Ludwig I. von Böhmen und Ungarn, die zwischen 1517 und 1526 in großen Mengen<br />

nach Polen und Preußen eingeschleust wurden.<br />

467<br />

Grajewo (Polen), Stadt am Fluss Lyck/Ełk, 20 km süd-südöstl. von Lyck, direkt ausserhalb<br />

der ostpreussischen Grenze. Erste urkundliche Erwähnung 1426, 1540 Stadtrecht von<br />

Sigismund I.<br />

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