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herumzureisen und sich nie zu ärgern. Dazu kam noch, dass allein<br />

die kurfürstlichen Scharwerksdörfer die Reiter und Pferde<br />

verpflegen mussten. Die adligen Güter hingegen, zum Beispiel<br />

Siewken, Gansenstein mit Regulowken und andere, bekamen<br />

keine Einquartierung. Kam ich nach Hause, hatte ich wieder Ärger.<br />

Die Kerle taten den ganzen Tag nichts, lungerten in den Ställen<br />

herum, sahen, wo sie mir das Futter stehlen konnten,<br />

versäumten 607 die Mägde. Die Korporäle waren das<br />

niederträchtigste Gesindel. Was habe ich mit denen anstellen<br />

müssen. Das Schlimmste war für mich, dass ich zwar über die<br />

Bauern meines Bezirks, aber nicht über die Soldaten Gewalt hatte,<br />

und die Herren Offiziere, na, die waren zu Gast in Gansenstein<br />

oder Siewken, ritten nach <strong>Angerburg</strong> oder Lötzen, manchmal nach<br />

Steinort oder sonst mehr. Kurz, wenn einer von ihnen gebraucht<br />

wurde, war er nicht zu finden. Seit einem halben Jahr geht‘s<br />

besser, da hab’ ich einen Offizier namens Ditzel in’s Haus<br />

bekommen. Der macht nun zwar im Hause manche Umstände,<br />

besonders weil die Frauensleute ihm gegenüber immer den Schein<br />

von Wohlhabenheit erwecken wollen, aber sonst ist er bescheiden,<br />

beträgt sich ehrlich und fromm, wie es einem ehrlichen Kavalier<br />

gebührt. Auch unterrichtet er, weil er viel freie Zeit hat, meinen<br />

ältesten Sohn von 10 Jahren“.<br />

„Hat er denn so gute Studia?“ fragte Nebe. „Die sind doch, wie<br />

ich mir habe sagen lassen, bei den Offizieren nicht eben oft<br />

vorhanden“.<br />

„Kann bei anderen wohl sein“, meinte Drig<strong>als</strong>ki, „aber unser<br />

608<br />

Ditzel hat was gelernt. Sein<br />

Bruder Johann Christoph ist Collega<br />

bei der lateinischen Schule in Wehlau. Er war im Sommer zum<br />

Besuch hier und hat auch meinen Jungen, den Bernhard, dam<strong>als</strong><br />

geprüft“.<br />

Die Hausfrau, gefolgt von der Tochter, brachte die bereiteten<br />

warmen Speisen, die sich die beiden Schwäger schmecken ließen.<br />

„Mein Bernhard hängt sehr an dem Ditzel“, fuhr Drig<strong>als</strong>ki nach<br />

der Unterbrechung fort, und man pflegt ja zu sagen, dass der<br />

Mensch, welcher sich mit Kindern gern abgibt, und den sie lieb<br />

haben, kein schlechter Mensch sein kann. Doch, was ist das für<br />

eine Musik?“<br />

607<br />

Versäumen – hier: von der Arbeit abhalten.<br />

608<br />

Angehöriger des Lehrerkollegiums.<br />

387

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