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„Zum Sprechen würde ihn die Folter schon bringen“, meinte<br />

Drig<strong>als</strong>ki, „ob aber dabei immer die Wahrheit an das Licht kommt,<br />

ist eine andere Frage, da kann ich Euch aus meiner Familie<br />

erzählen, was sich da zugetragen hat. Einer von meinen<br />

Vorfahren, der noch die hohe und niedere Gerichtsbarkeit hatte,<br />

nahm ein junges Weib. Das Ehepaar schlief in einer Kammer,<br />

deren Fenster auf<br />

einen Abhang ging, von unten <strong>als</strong>o nicht zu<br />

erreichen war. Der warmen Nacht wegen blieb das Fenster offen,<br />

und auf das Fensterbrett hatte die junge Frau ihren Trauring<br />

gelegt. Der Mann stand der Ernte wegen früh auf, die Frau schlief<br />

etwas länger. Als sie ihren Ring nehmen wollte, war er fort. Meine<br />

Urmutter denkt nichts anderes, <strong>als</strong> dass ihr Mann den Ring<br />

versteckt hat und sie ängstigen will. Sie ist <strong>als</strong>o ganz ruhig, kann<br />

aber doch nicht unterlassen, ihren Mann zu fragen, <strong>als</strong> er vom<br />

Felde kommt, ob er den Ring hat. Dabei stellt sich dann heraus,<br />

dass er spurlos verschwunden ist <strong>als</strong>o gewiss gestohlen. Niemand<br />

war sonst in der Kammer gewesen <strong>als</strong> ein alter Knecht, der seinen<br />

Herrn vor Sonnenaufgang geweckt hatte. Der Knecht wird gerufen<br />

und soll den gestohlenen Ring abgeben. Der Spitzbube leugnet<br />

hartnäckig, wird gefoltert, bekennt unter den Schmerzen, den<br />

Ring gestohlen<br />

zu haben, versichert dann wieder seine Unschuld,<br />

und wird schließlich gehängt. Nach vielen Jahren lässt mein<br />

Urvater eine alte große Linde, die das Haus sehr verschattete und<br />

finster machte, abhacken. Die Arbeiter kommen schon früh am<br />

Morgen, die drei jüngsten Jungen etwas später heraus und sehen<br />

zu. Der alte Baum will nicht fallen und muß mit Stricken gerissen<br />

werden. Endlich fällt die Linde. Trockene Äste fliegen herum und<br />

nun kullert etwas Rundes den Abhang hinunter. Die Jungen laufen<br />

hinterher, greifen es sich und bringen es mit Freudengeschrei in<br />

die Stube, wo Vater und Mutter zusammen sitzen. Was war’s? Ein<br />

altes Elsternest. Der Vater untersucht es und findet Scherben von<br />

blankem Geschirr, ein Stück zinnerner Löffelstiel, einen blanken<br />

Knopf und ganz unten aus der Tiefe zieht er<br />

den Ring heraus. Der<br />

Alte soll aufs Höchste erschrocken gewesen sein und bis an sein<br />

Lebensende nie mehr gelacht haben. In einen Achatstein ließ er<br />

eine Elster einstechen, die einen Ring im Schnabel hält. Den<br />

Stein 693 ließ er in das Gold des Ringes fassen“. Drig<strong>als</strong>ki ging an<br />

den kleinen Eckschrank, schloß den unteren Schubkasten auf und<br />

holte einen kleinen Gegenstand. „Hier habe ich den Ring noch“,<br />

693<br />

Anmerkung von E. Anderson: Diesen Stein habe<br />

ich etwa 1829, da ihn mir die Mutter,<br />

eine Urenkelin Drig<strong>als</strong>kis, zum Spielen gab, verschmissen.<br />

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