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Dämmerung nach Sonnenuntergang pfiff er Cerber, mit dem er<br />

gern spielte und der ihn zu begleiten pflegte, und ging mit ihm<br />

durch die stillen Straßen der Stadt.<br />

Als er nicht mehr weit vom Schloss entfernt war, rannte Cerber,<br />

der bis dahin ruhig an seiner Seite<br />

gegangen war, plötzlich mit<br />

gesträubten Haaren in die offene Haustür des letzten Hauses in<br />

der Straße. Wilhelm folgte ihm und sah, wie der Hund wütend<br />

gegen die Stubentür sprang, hinter der ein halbersticktes<br />

Hilfegeschrei ertönte. Wilhelm klinkte die Tür auf. Der Hund<br />

stürzte in die Stube. Da lag der Amtswachtmeister Lemke an der<br />

Erde und auf ihm kniete ein großer zerlumpter Kerl, der ihm mit<br />

den Händen die Gurgel zuschnürte. Cerber fuhr sogleich dem Kerl<br />

an die Kehle und hatte ihn im Nu unter sich. Wilhelm rannte auf<br />

die Straße und schrie aus Leibeskräften um Hilfe. Aus den Häusern<br />

kamen die Nachbarn vom Werktisch, von der<br />

Hobelbank, und aus<br />

der Schmiede. Die Weiber verließen ihre Spinnwocken, und alle<br />

folgten Wilhelm in das Haus des Amtswachtmeisters. Mit Mühe<br />

gelang es, den starken Kerl, der wütend<br />

mit den Fäusten schlug<br />

und mit den Füßen stieß, zu binden. Cerber ließ ihn erst los, <strong>als</strong> er<br />

festgebunden auf dem Gesicht lag.<br />

Der Amtswachtmeister Lemke hatte sich etwas erholt und saß,<br />

von Wilhelm unterstützt, ächzend in seinem Lehnstuhl.<br />

„Schleppt den Kerl aufs Rathaus“, rief der Schmied, der eben die<br />

letzten Knoten fester zog.<br />

Lemke erhob sich wankend. „Nein“, sagte er mit heiserer<br />

Stimme. „Aufs Schloss bringt ihn, dies ist Amtsgrund“.<br />

Wilhelm holte aus einem Eckschaff eine Flasche und gab dem<br />

Amtswachtmeister zu<br />

trinken.<br />

Die Handwerker fassten den Kerl am Kragen und schleppten ihn<br />

wie einen Sack auf<br />

die Straße, auf der sich inzwischen eine große<br />

Menschenmenge versammelt hatte. Die Stricke an den Füßen<br />

wurden losgemacht, der Kerl sollte gehen. Er rührte sich nicht,<br />

setzte keinen Fuß, sondern blieb liegen und warf sich nieder, wenn<br />

er aufgerichtet wurde. Der Amtswachtmeister kam auf Wilhelms<br />

Arm gestützt, aus dem Haus.<br />

„Fasst ihn nur an den Füßen und schleppt ihn zum Schloss“<br />

sagte er. Die Männer fassten den Gefangenen bei den Füßen und<br />

fuhren<br />

mit ihm ab. Kaum hatten sie ihn 30 Schritte auf der<br />

gefrorenen Straße geschleift, da stand er auf und ging. Es war<br />

inzwischen ganz finster geworden. Die Menge ging lärmend voraus<br />

oder folgte. Plötzlich erhob sich ein großes Geschrei:<br />

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