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„Euer Schulmeister ist wohl auch zugleich Glöckner?“ fragte<br />

Nebe. Schwindovius nickte.<br />

„Das ist ja ein komischer Kauz“, fuhr Nebe fort, und erzählte die<br />

Begegnung des Küsters mit dem Kantor an der<br />

Kirchentür.<br />

Schwindovius musste herzlich und laut lachen, <strong>als</strong> Nebe die Worte<br />

des Schulmeisters mit überlauter Stimme ausrief:<br />

„Was denkt Ihr, Herr Kantor, bin ich Euer Despot!“<br />

„Nun, ich werde ihm sein Benehmen gehörig verweisen“, sagte<br />

Schwindovius. „Ich bin überhaupt nicht mehr recht zufrieden mit<br />

ihm. Er hat es nur seiner früheren Aufführung zu verdanken, dass<br />

er noch Schulmeister ist. Die polnische Schule ist miserabel,<br />

außerdem säuft er in der Zeit, wenn er nicht lehrt, wie ich gehört<br />

habe, <strong>jetzt</strong> mehr <strong>als</strong> sonst“.<br />

„Was hat er aber denn für Verdienste?“ fragte Nebe.<br />

„Als ich im Sommer 1657 herkam“, antwortete Schwindovius,<br />

war die Stadt Lyck im Herbst vorher von den Polen in den Grund<br />

verbrannt. Kirche, Schule, Pfarrgebäude, alles zerstört. Von<br />

angebrannten Balken und Strauch hatten die Einwohner sich<br />

elende Hütten gebaut. Der Erzpriester Oye, der im Oktober 1656<br />

entflohen war, kam gar nicht mehr zurück nach Lyck, mein<br />

Vorgänger Boretius war verschollen. Also war die Gemeinde länger<br />

<strong>als</strong> ein halbes Jahr ohne Geistlichen gewesen. Da hat dann der<br />

polnische Schulmeister, ohne Entgeld, alle Sonntage dem Volk aus<br />

der Postille<br />

enan im Hausflur die gellende Stimme des Weibes<br />

meines alten Schulmeisters:<br />

On he mott mi vom Deenst - de Collecte, de vom Klingbiedel on<br />

521<br />

520 auf dem Schloss, das allein stehen geblieben war,<br />

eine Predigt vorgelesen, hat die Kranken und Sterbenden<br />

getröstet, mit ihnen gesungen und gebetet, die Toten christlich<br />

beerdigt. Seht Herr, das hat mich bewogen, ihn noch zu halten.<br />

Wenn der Schulmeister nur nicht solch ein unnützes Weib hätte,<br />

dann möcht’ es mit ihm schon gehen. Sie säuft noch mehr <strong>als</strong> er.<br />

Vor einigen Tagen, gleich nach den Weihnachtsfeiertagen, hörte<br />

ich hier neb<br />

dat zeich ek an- on he mott mi vom Deenst - de Collecte...<br />

Meine alte Muhme kam aus der Küche und sagte:<br />

Oaber Schikkedanzsche, Schikkedanzsche, wat schrecht se so:<br />

Es he Deev, denn es se de Deevsche. Wacht se man, de<br />

520<br />

Predigtbuch, - sammlung; religiöses Erbauungsbuch.<br />

521<br />

Und er muss mir vom Dienst - die Kollekte, die vom Klingelbeutel- und das zeige ich an,<br />

und er muss mir vom Dienst- die Kollekte…<br />

334

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