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nicht tadelnswert, ja sogar etwas gutes, denn sie schützt vor<br />

mancherlei Rohheiten und Ausschweifungen. Das liebe Kind ist<br />

aber tot, und du magst ihr immer in deinem Herzen ein liebreiches<br />

Andenken bewahren. Doch ohne Frau kannst du hier nicht<br />

bestehen. Abgesehen davon, dass aus einem Junggesellenleben in<br />

der Regel wenig Kluges herauskommt“.<br />

„Mein Vater“, sagte Thomas, „ich habe eine Jungfrau kennen<br />

gelernt, die ich gern zum Weibe haben möchte. Sie ist aus<br />

ehrbarem Stande. Fromm, eine gehorsame Tochter, gute<br />

Schwester, herzensgut, gegen Arme mildtätig, umsichtig, fleißig,<br />

klug, eine gute Wirtin, aber auch entschlossen und dabei<br />

nicht<br />

ganz arm“.<br />

„Nun, das ist ja eine ganze Reihe trefflicher Eigenschaften“,<br />

sagte der Vater lächelnd. „Dass sie jung und hübsch ist, möchte<br />

ich auch wohl glauben. Du musst sie schon recht lange und sehr<br />

genau kennen. Wo ist sie denn<br />

her und wie heißt sie?“<br />

„Esther heißt sie“, antwortete Thomas. „Sie ist die Tochter des<br />

Diakon Schwindovius aus Lyck. Lange bekannt bin ich mit ihr nun<br />

wohl noch nicht, denn ich bin am vergangenen Dienstagabend<br />

zum ersten Male im Leben mit ihr zusammen getroffen“. Darauf<br />

erzählte er seine Reise.<br />

„Dass dir die Jungfer gefallen hat, will ich schon glauben“, sagte<br />

der Vater, „doch wie bist du dahinter gekommen, dass sie alle die<br />

häuslichen Tugenden besitzt, die du mir aufzähltest? Sie wird sich<br />

dir doch nicht angepriesen haben, wenn auch ein Tag der Reise<br />

vertraulicher macht <strong>als</strong> ein Monat anderen Umganges“.<br />

Thomas erzählte, wie er im Krug zu Zohlen ein ungesehener<br />

Ohrenzeuge gewesen, <strong>als</strong> der polnische Knecht des Diakons die<br />

Esther geschildert und setzte hinzu, dass vor den Dienstleuten die<br />

Herrschaft sich am wenigsten verstellen oder verbergen könne.<br />

Diese kennen alles, was in der Familie vorgehe, und was der<br />

Knecht nicht selbst gesehen,<br />

hätten ihm die Mägde erzählt.<br />

„Darin hast du nicht Unrecht, mein Sohn“, sagte der Vater. „Die<br />

dümmsten Dienstboten kennen die Schwächen ihrer<br />

Brotherrschaft und wissen sie auch gewöhnlich zu benutzen. Ein<br />

polnischer Knecht ist aber doch ein wunderlicher Freiwerber für<br />

dich. Vorläufig wollen wir die Sache noch ruhen lassen. Ich muss<br />

sie mir erst ordentlich überlegen. Nach Weihnachten, wenn dir’s<br />

ums Herz ist wie <strong>jetzt</strong>, wollen wir weiter darüber reden. Doch<br />

komme <strong>jetzt</strong> zur Mutter, es ist spät geworden“.<br />

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