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wieder ihren Magenkrampf. Es war noch sehr schlecht zu fahren,<br />

die Wege sind wenig geräumt, darum komme ich so spät zurück“.<br />

„Weißt du, Esther“, unterbrach sie Marie, „ich hab’ ihn gesehen!“<br />

„Wen denn?“ fragte Esther.<br />

„Nun, den vornehmen Herrn, der am Neujahrsabend hier war,<br />

<strong>als</strong> der Vater es nötig hatte, mit dir nach Grabnick zu fahren“.<br />

Esther wendete sich schnell in den Schatten. Eine Flamme<br />

schlug über ihr Gesicht. Ihr Herz schlug, <strong>als</strong> wolle es das Mieder<br />

zersprengen. Sie konnte kein Wort hervorbringen.<br />

„Ich war gerade in Vaters Schlafkammer, um aufzuräumen“,<br />

fuhr Marie fort. „Es war gegen Vesperzeit. Der Vater hatte sich<br />

vormittags eingeschlossen gehabt, und die Katharine hatte<br />

draußen bei den Kühen zu tun, weil der Jacob weggefahren war.<br />

Da höre ich die Stubentür aufgehen und eine Stimme nach dem<br />

Vater fragen. Ich sehe durch die Ritze der Vorhänge, da tritt ein<br />

schlanker Mann in Vaters Stube - mit vornehmen Anstand. Er<br />

fragt, ob er die Ehr hat, dem Herrn Diakonus Schwindovius in<br />

eigener Person gegenüberzustehen. Als der Vater bejaht, da zieht<br />

der Herr einen großen Brief hervor, geht zum Vater an’s Fenster,<br />

übergibt das Schreiben und sagt - den Namen verstand ich nicht -,<br />

ließe grüßen. Der Vater fuhr auf: Nehmt den Brief nur wieder mit,<br />

Herr, rief er heftig, von dem nehme ich keine Briefe an! Ich<br />

begreife den Vater nicht, er ist doch sonst nicht so gewesen, nicht<br />

einmal zum Sitzen hat er den fremden Herrn genötigt oder zur<br />

Mahlzeit gebeten. Der Herr sagte kein Wort, steckte den Brief<br />

wieder ein, empfahl sich höflich und ging ab.<br />

Er soll von hier<br />

geradezu aufs Schloss gegangen sein, wie die Orthe ermittelt hat.<br />

Es war überhaupt ein ganz verkehrter Tag: Gleich des Morgens,<br />

Du mochtest wohl schon 3 Stunden weg sein, hatten wir die<br />

Lampen eben ausgelöscht, da kommt der Glöckner Schickedanz<br />

besoffen an, über den<br />

sich der Vater sehr ärgert. Der ist dann<br />

noch nicht lange fort, da kommt der Amtsschreiber Nietzki. Ich<br />

war gerade in der Küche und hörte, wie er sich mit dem Vater im<br />

Hausflur begrüßte. Nietzki sagte, er wollt’ den alten Paskarbait mit<br />

dem offenen Brief nicht schicken und müsste ihn schon selbst<br />

bringen. Sie gehen ganz<br />

freundlich zusammen in Vaters Stube. Es<br />

dauert gar nicht lange, hör’ ich darin lautes und heftiges Reden,<br />

des Vaters und des Amtsschreibers Stimme. Da kommt Nietzki<br />

heraus und verlässt das Haus.<br />

Ich bekam vom Vater auch noch was ab: „Was hast Du, dumme<br />

Gans, im Hausflur zu stehen und aufzupassen?“, schrie er mich<br />

an. Dann schloss er sich ein, kam nicht zum Mittagessen und hätt’<br />

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