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Doben heißt es 1496: die Einwohner sollen ihrem Pfarrer den
Decem 102 und Kirchengerechtigkeit gleich anderen Dörfern geben“.
„Ich bewundere deine Kenntnis aus so alter Zeit“, sagte
Thomas, „du musst lange daran studiert haben“.
„Meinst du?“, fragte der Pfarrer lächelnd. „Von Rosengarten
kann ich dir aus früherer Zeit noch so mancherlei erzählen. Die
Kirche bestand schon in katholischer Zeit und die Pfarre war mit
Land und 2 Last
. Die Kirche in Rosengarten war dem heiligen Nicolaus
103 20 Scheffel 16 Metzen Getreide dotiert. Dem
Dorf Rosengarten waren 1437 58 Hufen 104 verschrieben, in denen
die 4 Hufen des Pfarrers enthalten waren, die Einwohner sollten an
Decem (Messekorn) 1 Scheffel Roggen und 1 Scheffel Hafer pro
Hufe geben
geweiht“.
„Du kannst mir viel erzählen“, sagte Thomas. „Ich muss dir’s
schon glauben“.
„Du ungläubiger Thomas“, sagte der Pfarrer. „Da muss ich dir
doch sagen, dass nach der Reformation im 16. Jahrhundert Doben
eine filia 105 von Rosengarten wurde und der Pfarrer Jacob
Dologowius 106 vor hundert Jahren hier war, der die Formula
Concordiae 107 unterschrieben hat. Das jetzige Kirchengebäude hat
des Herrn Oberburggrafen Gnaden vor 14 Jahren beinahe von
Grund auf erbaut, aber erst Seiner Exzellenz Mutter hat es Anno
1674 fertigstellen lassen. Damit du dir übrigens, lieber Bruder,
nicht so sehr den Kopf zu zerbrechen nötig hast, woher ich die
angeführten alten Nachrichten habe, so muss ich dir sagen, dass
102
Zehnt = periodische Abgabe an die Kirche, in früherer Zeit als Naturalien, später meist als
Geldbetrag erhoben.
103
1 Last = 60 Scheffel, 1 Scheffel = 16 Metzen, 1 Metze = 3,4 Liter. 1 Scheffel entspricht
also ca. 55 Litern. Für den Scheffel als Grundmaß gab es jedoch keine einheitliche Definition,
so dass zeitlich und örtlich unterschiedliche Größenangaben berücksichtigt werden müssen.
104
1 Hufe entspricht ca. 17,5 ha.
105
Lat. – Tochter, hier Tochtergemeinde.
106
1576-82
107
Die nach dem Tode Martin Luthers (1546) verstärkt einsetzenden Lehrstreitigkeiten
und
anhaltender Theologenhader bedurften
dringender Abhilfe. Man fand sie, indem man ein
einheitliches Lehrbekenntnis aufrichtete: die Formula Concordia von 1577. Sie ist das
abschließende Bekenntnis des Luthertums geworden, konnte sich aber nicht überall
durchsetzen, so dass die konfessionelle Zersplittterung auch danach andauerte. Vor allem
vers chärfte sich der Gegensatz zwischen Luthertum ind Kalvinismus.
In Preußen wurde die
Annahme
der Konkordienformel durch alle Theologen 1579 von Herzog Georg Friedrich
angeordnet.
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