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„Na, das war doch ein anderer Mann“, meinte Schickedanz. „Er<br />

war doch hier Rektor gewesen und Magister geworden. Er schmiss<br />

auch die alten Weiber heraus, wenn sie ihm allerlei unsinniges<br />

Zeug erzählen wollten. Dieser aber fragt sie noch recht aus“.<br />

„Da habt Ihr ja, Herr Schulmeister, heute den ganzen Tag<br />

Dienst“, sagte Thomas.<br />

„Ja, Gott sei es geklagt!“, erwiderte Schickedanz. „Man muss<br />

sich plagen für das Stückchen Brot. Das schöne Tuch von der<br />

Jungfer Esther aber werd’ ich nicht hier in der Sakristei in den<br />

Kasten legen. Es stockt hier sehr, da wirds bald beschmiert, voll<br />

Staub und Flecken. Das nehme ich mit nach Hause und verwahre<br />

es in der Lade“.<br />

„Nun, wollt Ihr nicht zuschließen?“ fragte Thomas, <strong>als</strong> beide<br />

durch die Sakristeitür auf den Kirchhof traten.<br />

„Herr, Ihr müsst wissen“, sagte Schickedanz, „ich habe den<br />

Schlüssel abgedreht, die Tür ist unverschlossen, aber das weiß<br />

keiner. Wenn man sie von außen aufmachen will, geht sie nicht<br />

auf, aber seht, wenn ich hinein will, hebe ich sie hoch, das ist für<br />

mich ein feines Schloss“.<br />

„Nun ich danke schön, dass Ihr mir alles gezeigt habt, Herr<br />

Schulmeister“, sagte Thomas auf dem Kirchhof. „Damit Ihr aber<br />

nicht soviel Mühe habt, in die Sakristei<br />

zu kommen, so lasst ein<br />

neues Schloss machen“. Mit diesen Worten reichte er dem Küster<br />

eine Silbermünze und entzog sich dem wortreichen Dank<br />

desselben, indem<br />

er der Straße zuschritt.<br />

Der Mond war inzwischen untergegangen, und nach einiger Zeit<br />

bemerkte Thomas, dass er zur f<strong>als</strong>chen Seite gegangen sei, und,<br />

statt nach dem weißen Eckhause an das Tor kam. Er kehrte <strong>als</strong>o<br />

um und ging wieder der Kirche zu.<br />

In der Nähe derselben angekommen, hörte er die näselnde<br />

Stimme des polnischen Schulmeisters in polnischer Sprache:<br />

„Rindvieh, verfluchtes! Was hältst du mich auf der Straße auf?<br />

Ich hab’ dich doch auf den Hof vom Kaplans-Haus bestellt, kannst<br />

du dort nicht auf mich in dem Torwege warten?“<br />

„Ach, Herr Schulmeister“, hörte Thomas eine tiefe Stimme,<br />

ebenfalls in polnischer Sprache bitten, „da seid Ihr ja immer so<br />

von den Leuten belagert. Da bekomme ich armer Kerl dort wieder<br />

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