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mit aufgeschlitzten Ärmeln und vielen Knöpfen, einer langen,<br />

gestickten Schoßweste, über welche die spitzenbesetzte weiße<br />

H<strong>als</strong>binde in zwei Enden herunterhing, Pludderhosen, untadeligen<br />

Strümpfen und hohen Schuhen mit großen Rosetten.<br />

„Du hast ja ein wunderschönes Faustrohr“, sagte der Vater, „der<br />

Lauf mit Silber eingelegt und der Schaft mit Perlmutter“.<br />

„Es ist ein Geschenk Ramseys“ sagte Thomas.<br />

„Aber dein Seitengewehr taugt nichts“, fuhr der Vater fort, „so<br />

schön auch das Bandelier 216 ist“.<br />

„Ich hab’s bei dem Aufzug der Kaufgesellen in Danzig getragen<br />

und besitze kein besseres“ sagte Thomas.<br />

Der Vater ging in die Kammer und holte einen langen Stoßdegen<br />

mit wunderlich geformtem, reich vergoldetem Handkorb.<br />

„Hier, mein Sohn“, sagte er, indem er den Degen in die Schlaufe<br />

des Bandeliers steckte. „Nimm die alte Waffe, ich schenke sie dir.<br />

Es ist das einzige Stück, das sich von der Erbschaft meiner<br />

Vorfahren noch erhalten hat. Sie haben es in Schottland geführt<br />

und mitgenommen, <strong>als</strong> sie während der Unruhen in jenem Land<br />

nach Holstein und Preußen zogen. Vor 30 Jahren, <strong>als</strong> die Tataren<br />

dieses Haus verbrannten, gab ich’s verloren. Beim Aufräumen des<br />

Schutts wurde die alte Waffe wiedergefunden. Sie war zwar ganz<br />

verschmutzt aber sonst wohlerhalten.<br />

Mein Nachbar, der Goldschmied Gregor Hoffmann, der dam<strong>als</strong><br />

nichts zu tun hatte (wer dachte schon daran, goldene oder<br />

silberne Kleinode fertigen zu lassen), reinigte und vergoldete es.<br />

Mag die alte Waffe dir heute zum friedlichen Zwecke dienen“.<br />

„Wie viel Geld soll ich denn mitnehmen, um das Bürgergeld zu<br />

bezahlen,<br />

lieber Vater?“ fragte Thomas, <strong>als</strong> er den Degen<br />

zurechtsteckte.<br />

„Ich weiß nicht, wieviel sie dir abnehmen werden“, antwortete<br />

der Vater. „Sie taten so geheimnisvoll vor mir. Steck etwa 60 Mark<br />

ein, mehr wird’s wohl nicht kosten. Doch ich muss in die<br />

Ratssitzung. Du bist <strong>als</strong>o pünktlich in 2 Stunden im Rathaus“.<br />

Er reichte Thomas die Hand, die dieser küsste. Dann<br />

ging<br />

er, die<br />

Seinigen im Familienzimmer flüchtig grüßend, dem Rathaus<br />

zu.<br />

Thomas wollte für die Zwischenzeit sich nicht vollständig<br />

umkleiden, da eben keine dringende Arbeit vorlag. Also zog er nur<br />

den Rock aus und setzte sich zur Mutter und zu Barbara, die<br />

an<br />

ihren Spinnrocken saßen.<br />

216<br />

Bandelier [frz.], ein breites, ledernes Wehrgehänge,<br />

an dem im 15. und 16. Jahrhundert<br />

Pulvertasche, Lunte, Kraut und Lot getragen wurden.<br />

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