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effero stragulum tegendum altarem gloriosi sancti. War das der<br />

lateinische Spruch, den die Jungfer Euch gestern Abend sagte?“<br />

„Ja, ja, das war es, das war es! Das versteh ich auch, Ihr<br />

sprecht fein langsam und nicht so geschwind, wie die Jungfer<br />

Esther, aber Herr, wie habt Ihr das ohne Bücher so schnell<br />

herausgebracht? Doch ich habe noch ganz vergessen, den Herrn<br />

zu fragen, wer er ist. Ihr seid gewiss einer von den hohen Herren,<br />

die zuweilen herkommen,<br />

um die Mängel, die sich bei unserer<br />

Provinzi<strong>als</strong>chule finden, abzustellen und selbige in bessere<br />

Ordnung zu bringen. Ich besinne mich noch Anno 1638, <strong>als</strong> ich<br />

noch auf der lateinischen Schule war, wurde auch<br />

so eine Schul-<br />

Visitation gehalten, welcher D. Cölestin Mislenta und M. Michael<br />

Fischer beiwohnten.<br />

„Aber sagt einmal, Herr Schulmeister“, fragte Thomas, ihn<br />

unterbrechend, „was ist<br />

denn das eigentlich für eine Jungfer<br />

Esther, von der Ihr mir das Tuch gezeigt habt, und die so gut<br />

Lateinisch spricht?<br />

Ihr müsst sie doch kennen“.<br />

„Das habe ich dem Herrn ganz vergessen zu sagen“, antwortete<br />

Schickedanz. „Ich dachte, die müsste jeder kennen. Die Jungfer<br />

Esther ist die älteste Tochter unseres Herrn Diakon Schwindovius.<br />

Ich kenne sie von frühester Kindheit an, denn ich muss ja<br />

sonntags und feiertags, auch noch oftm<strong>als</strong> in der Woche bei dem<br />

Herrn Erzpriester und bei dem Herrn Diakon aufwarten. Lateinisch<br />

hat sie gelernt, wenn sie ihrem Bruder Georg, der <strong>jetzt</strong> Studiosus<br />

ist, die Grammatik und die Vokabeln einlernte, denn er war ein<br />

wenig hartlehrig. Ich hab’ es oft gehört, wenn ich zu dem Herrn<br />

Diakon kam. Doch <strong>jetzt</strong> will ich das Tuch auf den Altar legen. Das<br />

zinnerne Pult, auf das es kommt, habe ich blank geputzt“.<br />

Dabei wischte er die talgigen Finger an den Hosen ab. Thomas<br />

legte das Tuch zusammen und reichte es ihm, nahm das Licht,<br />

und beide gingen in die Kirche. Hier zündete der Schulmeister die<br />

6 Altarlichte an und breitete das Dankopfer,<br />

Esthers Tuch, über<br />

das zinnerne Pult. Zufällig kamen die beiden Ecken mit den Namen<br />

E.S. und T. A. vorne auf den Altar!<br />

Bei dem hellen Kerzenlicht sah Thomas, dass das Kruzifix auf<br />

der Mitte des Altars ein sehr schlechtes Kunstwerk war. Es war<br />

der<br />

Körper des Heilandes, der von einer sehr ungeschickten Hand<br />

plump aus Holz geschnitzt war. Er gelobte, am Tag seiner<br />

Vermählung mit Esther ein würdigeres Altarkreuz der Kirche zu<br />

schenken.<br />

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