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Stück Mauer losgerissen und einige Pfeifen in der Orgel<br />

geschmeltzt wurden“.<br />

„Hier in Lyck ist auch ein Organon vorhanden gewesen, jedoch<br />

<strong>als</strong> vor 30 und einigen Jahren die Polen die Kirche anzündeten,<br />

vollständig verbrannt. Seit einigen Jahren haben wir zu einem<br />

Orgelwerk gesammelt. Es hat zum Bau noch immer nicht gereicht.<br />

Empfindlicher <strong>als</strong> das Fehlen einer Orgel ist mir der Umstand, dass<br />

beim Brand der Kirche dam<strong>als</strong> die auserlesene kostbare Bibliothek<br />

verbrannt ist. Es fällt mir schwer und ist für mich sehr<br />

umständlich, mir die Bücher zu verschaffen“.<br />

„Nun, es fehlt dem Herren doch nicht so sehr an Büchern“, sagte<br />

Nebe, auf die beiden gewaltigen Bücherschragen<br />

deutend.<br />

„In einem langen Leben kann man Manches sammeln“, meinte<br />

Schwindovius, freudig mit seinem Blick die alten Schmöker<br />

überlaufend.<br />

„An Gelehrsamkeit<br />

scheint es in Lyck überhaupt nicht zu fehlen“,<br />

sagte Nebe. „Es treiben sich sogar lateinische Sätze auf den<br />

Straßen umher, wo man sie nur aufzulesen braucht. Seht, da habe<br />

ich einige Streifen, die heut früh auf der Straße gefunden sind.<br />

Wie es scheint sind es einige Sätze aus einem lateinischen<br />

Chronicon, deren Sinn ich nicht recht verstehe“.<br />

Mit diesen Worten zog Nebe die Streifen hervor, welche Thomas<br />

auf dem Hofe des Wirtshauses gefunden hatte. Schwindovius<br />

setzte die Brille auf und trat mit den ihm gereichten Streifen an<br />

das Fenster.<br />

„Das ist ja die Handschrift meines ältesten Sohnes“, sagte er<br />

nach einigen Sekunden. „So schrieb Georg <strong>als</strong> kleiner Junge. Das<br />

sind einige Sätze aus dem Eutropius 518 . Ich ließ ihn, damit ihm das<br />

Latein schreiben geläufig würde, aus dem gedruckten Buche<br />

abschreiben. Hier an dieser Stelle hat er die Abbreviatur 519 nicht<br />

lesen können, da steht meine Korrektur dabei. Ich gab im Herbst,<br />

<strong>als</strong> mein Sohn zur Universität ging, alle seine alten Hefte dem<br />

Schulmeister Schickedanz, der darum bat. Dass er aber davon<br />

Streifen schneiden und sie auf den Straßen aussäen sollte, das<br />

habe ich nicht gewollt. Er ist ein alter Narr, bildet sich etwas<br />

darauf ein, dass er hier die lateinische Schule besuchte, wo er<br />

aber nichts gelernt hat“.<br />

518 Römischer Geschichtsschreiber des 4. nachchristl. Jhdts. Sein von den Anfängen Roms bis<br />

364 reichendes Geschichtswerk sowie die Fortsetzungen durch andere Verfasser dienten im<br />

Mittelalter <strong>als</strong> vielbenutztes Lehrbuch.<br />

519 S. FN 463.<br />

333

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