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war mutwillig umgestürzt, zerschlagen, zertrümmert und<br />

beschmutzt worden. Kirche und Pfarrhaus waren durch einen<br />

vornehmen polnischen Befehlshaber der Plünderung entgangen.<br />

Ein polnischer Pfaffe hatte die Kirche anzünden wollen, war aber<br />

von einem Bürger erschossen worden, den dafür die Tataren im<br />

Garten des Diakons in Stücke gehauen hatten.<br />

Mit Hilfe einiger Leute gelang es mir, notdürftig etwas Ordnung<br />

in der kleinen Hinterstube unseres Hauses herzustellen, die<br />

Fenster zu verstopfen und zu vernageln. Dann holte ich Weib und<br />

Kinder ab. Die Großmutter war sehr krank. Wir hatten nichts zu<br />

essen. Da entdeckte ich beim Forträumen eines großen<br />

umgestürzten Schrankes, dass die Falltür des Kellers von den<br />

Tataren nicht gefunden wurde, da der Schrank sie bedeckte. So<br />

war uns wenigstens etwas erhalten.<br />

Die anderen Schotten, die in <strong>Angerburg</strong> wohnten, kamen zu<br />

uns: Thomas Hamilton mit seinem Weib Katharina und David<br />

Wilson. Sie hatten ihre seit wenigen Jahren betriebene Eisenfabrik,<br />

in der aus Sumpf- oder Wiesen-Erz das Eisen gewonnen wurde, in<br />

Schutt und Trümmer sinken sehen. Die Arbeiter waren erschlagen,<br />

gefangen fortgeführt oder entflohen. Nach einigen Tagen rüsteten<br />

sich unsere Freunde zum Abzuge. Sie drangen in uns, die verödete<br />

Heimat zu verlassen und eine neue zu suchen. Doch die todkranke<br />

Großmutter verlassen? Das ging nicht, wir blieben.<br />

Was half es uns, <strong>als</strong> wir nach einigen Wochen hörten, dass die<br />

Polen, von denen sich die Tataren getrennt hatten, bei Philippowo<br />

aufs Haupt geschlagen wären. Die Tataren waren immer noch im<br />

Lande. Sie sollten, wie erzählt wurde, raubend, plündernd und<br />

mordend am Memelstrom herumstreifen.<br />

Es war ein trauriger Winter, dem wir entgegengingen. Das Haus<br />

konnte uns kaum gegen die Kälte schützen. Überall stiemte 137 es<br />

ein. Fische waren das einzige, woran wir nicht Mangel litten, und<br />

dabei sollte noch immer den Armen gegeben werden, die gar<br />

nichts hatten. Deine Großmutter wurde immer schwächer. Ach, es<br />

hat meiner Euphemia viele Tränen gekostet, dass sie ihre Mutter<br />

nicht so pflegen konnte, wie sie gern wollte. Sie wachte Tag und<br />

Nacht an ihrem Lager, bis endlich der Todesengel die alte müde<br />

Frau von allen Leiden erlöste.<br />

Deine arme Mutter war so schwach geworden, dass sie kaum die<br />

wenigen Schritte bis in die Kirche zu gehen vermochte, <strong>als</strong> wir<br />

deine Großmutter zur Seite<br />

des Altars begruben. Nach Hause<br />

137<br />

Es fiel ein feiner Schneegriesel.<br />

84

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