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da wird die Wirtschaft wohl so wie bisher fortgehen. Bei den<br />

Reisen nach Königsberg fällt auch immer für mich was ab. Wenn<br />

er mir was zulegt, werd’ ich wohl bleiben. Lohn krieg ich <strong>jetzt</strong>, weil<br />

ich Geschirr machen kann, 20 Mark und Kleider“.<br />

„Prügel gibt es bei meinem Diakon wenig“, sagte Joseph<br />

bedächtig, „wenn auch die Esther mich ausschilt, da klemme ich<br />

die Ohren an. Der Alte kommt im Jahr keine fünfmal in den Stall<br />

und auf’s Feld fast gar nicht. Der sitzt immer bei den Büchern. Als<br />

der Jörg, der älteste Sohn, den wir <strong>jetzt</strong> nach Königsberg gebracht<br />

haben, noch in den Stall kam und nicht immer lernen musste,<br />

kriegt ich von ihm wohl manchmal einen Hieb. Das war viel<br />

besser, <strong>als</strong> wenn er dem Alten erzählen ging, wenn ich etwas<br />

verschuldet hatte. Der Alte hat mich nicht geschlagen, aber er<br />

nahm mich in seine Stub’ und predigte mir vor und ermahnte. Das<br />

war schlimmer <strong>als</strong> Prügel. Die Esther schimpft mich zusammen,<br />

aber sie erzählt dem Alten nichts, damit er sich nicht ärgern soll,<br />

und der kleine Bernhard ist ein guter Junge. Der will gern reiten.<br />

Er erzählt nichts, darf aber wenig bei mir sein. Wenn er aus der<br />

Schule kommt, so nimmt ihn der Alte gleich an die Bücher“.<br />

So erzählten die polnischen Knechte einander, flickten und<br />

schmierten die Sielen, bis der Branntwein zu Ende war. Dann<br />

hängten sie die Laterne an einen Balken, legten sich auf das Streu<br />

neben ihren Pferden, und bald verkündigte lautes Schnarchen,<br />

dass sie im tiefen Schlafe lagen.<br />

Thomas lag ruhend auf seinem Lager. Er musste immer an die<br />

Erzählung des Joseph und an das Mädchen denken, mit der er nur<br />

wenige Worte gewechselt hatte. Es kam ihm vor, <strong>als</strong> ob er sie<br />

schon seit Jahren kennen müsste. Nachdem er sich lange<br />

umhergeworfen und doch den Schlaf nicht finden konnte, stand er<br />

auf und sah zur Uhr. Es war halb 4. Ihn fröstelte. Er nahm die<br />

Laterne und ging in die Krugstube. Hier sah es wüst und<br />

abscheulich aus. Ein unangenehmer Geruch kam ihm entgegen.<br />

Auf den Bänken und an dem Boden lagen schnarchend einige<br />

schwer Betrunkene. Ein breiter Lichtstreif fiel hell aus der<br />

Nebenstube auf die Erde, Wand und Decke der Krugstube. Thomas<br />

wollte sehen wie es seinem Kranken gehe, und trat näher. Esther<br />

hatte die schwere Lade vor die Tür geschoben, doch nicht<br />

verhindern können, dass diese ein wenig offen blieb. Die große<br />

helle Wachskerze brannte hinter der Tür auf der Lade und<br />

beleuchtete ein friedliches Bild. Auf dem Bette lag in tiefem<br />

gesundem Schlafe der alte Diakon. Vor dem Bette saß Esther (auf<br />

einem niedrigen Klotze), sie hatte dem Vater etwas vorgelesen<br />

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