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gekommen. ich wollte <strong>jetzt</strong> in den Zwölften 687 die letzten Federn<br />

reißen lassen, aber da ist nicht heranzukommen“.<br />

„Eure Jungfer Tochter ist Euch doch wohl viel behilflich“, meinte<br />

Thomas.<br />

„Nun ja“, sagte die Frau, „das Kind hilft mir schon, und ich muss<br />

nicht jeden Gang selbst machen. Heut‘ ist es das erste Weilchen,<br />

dass ich mal sitze. Sie hat mir auch im Herbst bei der Mastung<br />

und dem Wurstmachen manches abnehmen können. Na, aber es<br />

ist doch noch nicht so recht mit dem Geschick, und dann versäumt<br />

sie mir auch sehr das Spinnen“.<br />

„Ihr könnt doch aber auch nicht verlangen“, meinte Thomas,<br />

dass Eure Tochter von 17 Jahren schon so geschickt ist wie Ihr“.<br />

„Nun, die Leonore wird zu Ostern 18“, sagte die Mutter, „und<br />

lernen müssen meine Kinder in der Wirtschaft alles. Schade, dass<br />

mir ein Töchterchen gestorben ist, die wäre nun 16 Jahr alt. Der<br />

Bernhard ist ein ganz aparter Jung’. Immer steckt er in den<br />

Büchern. Er ist nur mit Gewalt zu bewegen die Bohnen zu lüften<br />

und Erbsen auszulesen. Federn reißen ist ihm auch zu langweilig“.<br />

„Ihr solltet Euch doch freuen, verehrte Frau“, sagte Thomas,<br />

‚dass der Junge solche Lust zu den Büchern hat. Seht nur, wie er<br />

mit leuchtenden Augen meinem Schwager die Büchertitel vorliest“.<br />

„I, für einen Landmann kann er schon genug“, meinte die Frau.<br />

„Ein Pfarrer, wie meines Mannes Großvater, wird er doch nicht, wir<br />

können nicht so viel an ihn wenden, dass er studiert. Das kostet<br />

ein schmerzliches Geld. Mein verstorbener Schwager hat sein<br />

ganzes Erbteil verstudiert und musste doch sterben, bevor er<br />

angestellt war“.<br />

Thomas wollte nicht weiter auf die vielleicht unerquicklichen<br />

Familienverhältnisse eingehen und fragte: „Ihr habt wohl recht<br />

weit zur Kirche 688 zu fahren?“ „O nein“, antwortete die Frau, „es<br />

ist gar nicht weit, nicht viel über eine Viertelmeile 689 . Ich bin sonst<br />

alle Sonntage in die Kirche gegangen oder gefahren, wenn ich<br />

nicht gerade in den Sechswochen<br />

g, wenn ich nicht in der Kirche gewesen bin<br />

690 gelegen, aber morgen ist’s<br />

unmöglich, nach Kruglanken zu fahren. Mir ist es gar nicht wie ein<br />

ordentlicher Sonnta<br />

und eine Predigt gehört habe. Doch ich muss nun nach dem<br />

Rechten sehen, hat mir doch die Leonore da auf den Tisch die<br />

687<br />

S. FN 611.<br />

688<br />

In Kruglanken<br />

689<br />

Ungefähr 2 km (1 Preuss. Landmeile = 7,533 km).<br />

690<br />

Die sechs Wochen nach einer Entbindung.<br />

423

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