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8. Die Andersons und andere Schottenfamilien in Preußen<br />

„Endlich kam ich mit Euch Kindern in Königsberg an. Wir<br />

wussten nicht, wo wir unser Haupt niederlegen sollten. Da haben<br />

die Schotten sich unserer angenommen. Ein braver<br />

Kellerschotte 145 Kant 146 nahm uns bei sich auf. Seiner Frau hast<br />

du, nächst Gott, die Erhaltung deines Lebens zu verdanken, mein<br />

Sohn. Die anderen Schotten gaben uns Kleider, Wäsche und<br />

Nahrung. Viele Menschen waren vor den Tataren nach Königsberg<br />

geflohen, und in der Stadt herrschte Mangel. Auf den Wällen<br />

wurde Wache gehalten, falls die Tataren einen Überfall machen<br />

würden. Diese Horden streiften bis 3 Meilen vor Königsberg und<br />

brannten die Dörfer nieder.<br />

Durch einen Schotten, der nach Elbing reiste, erfuhr mein<br />

Freund Carolus Ramsey von unserem Schicksal. Einige Tage<br />

darauf kam er selbst. Er fand mich heimatlos, <strong>als</strong> einen Bettler,<br />

einen Wittwer im dumpfen Brüten. Da hat er mich getröstet und<br />

aufgerichtet, besser <strong>als</strong> ein Pfarrer es vermag. Er nahm mich und<br />

meine Kinder sogleich mit nach Elbing. Seine Frau vertrat die<br />

Mutterstelle an meinen Kindern. Mir gab er Beschäftigung.<br />

Nachdem endlich die Tataren das Land verlassen hatten und<br />

Ruhe eingekehrt war, fuhr Ramsey selbst mit mir nach <strong>Angerburg</strong>.<br />

Ach, hier war noch immer Jammer und Not genug. Von den<br />

wenigen Einwohnern, die im Herbst und Winter den Tataren<br />

entgangen und im Sommer zurückgekehrt waren, hatte eine<br />

Seuche die Hälfte fortgerafft. Auch der Pfarrer Bertram und der<br />

Diakon Nebe waren derselben erlegen.<br />

Es tat mir weh, mein altes wüstes Haus zu sehen. Es war Zeuge<br />

gewesen meiner Freuden und meiner Leiden. In diesem Winkel<br />

waren die Kinder geboren worden. Am Ofen hatte ich mit der Frau<br />

oft zusammengesessen, mit offenem Herzen, voller Liebe und<br />

Vertrauen. Als ich am Winkel stand und den Ofen sah, da weckte<br />

der bekannte Anblick in mir die alte Stimmung wieder. Es tauchte<br />

die alte Zeit in mir auf mit ihren Freuden, ihren Leiden. Aber den<br />

145<br />

Kellerschotten waren Schotten in Königsberg, die ihre Waren nur in ihren Kellern lagern,<br />

jedoch nicht in der Stadt verkaufen durften.<br />

146<br />

Diesen Namen trugen einzelne schottische Einwandererfamilien, und Immanuel Kant<br />

glaubte<br />

deshalb, seine Familie sei schottischer<br />

Abstammung. Wie neuere Forschungen<br />

ergaben,<br />

hat der berühmte<br />

Philosoph sich geirrt. Sein Nachname kommt auch <strong>als</strong><br />

einheimischer Personen- und Ortsname in den baltischen Ländern vor. Der älteste urkundlich<br />

nachzuweisende Vorfahre Kants ist sein Urgroßvater Richard, Krugpächter in Ruß, Kr.<br />

Heydekrug.<br />

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