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auch nicht aufgemacht, wenn er nicht zu einem Kranken gerufen<br />

wäre. Da dachte ich, ich muss doch die Kammer aufräumen. Er<br />

kam aber zu früh zurück und ich wagte nicht, die<br />

Kammer zu<br />

verlassen, da er immer heftig auf- und abging. Überhaupt ist der<br />

Vater, seitdem die Muhme fort ist, wie<br />

Du weißt, immer so gereizt<br />

und empfindlich, dass man ihm am liebsten aus dem Wege geht.<br />

So arg wie heute ist es aber doch noch nie gewesen“.<br />

So fuhr Marie noch lange fort. Esther gab ihr nur wenig Antwort<br />

und schließlich schlief Marie ein. Esther konnte den Schlaf nicht<br />

finden. Thomas hatte <strong>als</strong>o wirklich an den Vater geschrieben.<br />

Jetzt, da der<br />

Vater den Brief nicht angenommen, ihn nicht gelesen<br />

und uneröffnet zurückgeschickt hat, diesen Brief, auf den Esther<br />

ihre einzige Hoffnung gesetzt hatte. Nun war alles, alles aus.<br />

Am anderen Morgen war Esther krank. Der Diakonus meinte, sie<br />

würde sich bei der Fahrt nach Ostrokollen erkältet haben, es<br />

würde wohl bald vorübergehen. Marie hätte ihr nicht zureden<br />

sollen, dorthin zur Muhme mitzufahren. Auch sonst blieb der Alte<br />

übellaunig, brummig und ärgerlich,<br />

woran auch die Anwesenheit<br />

seiner alten Muhme, die in der Woche darauf von ihrer Schwester<br />

und deren Schwiegersohn nach Lyck zurückgebracht worden war,<br />

nichts änderte. Darüber war Marie höchst verwundert. Bernhard<br />

lernte seine Aufgaben fast immer am Bett der kranken Schwester<br />

Esther, da er bei dem Vater in dessen Stube stets mäuschenstill<br />

sein sollte. Nach 14 Tagen stand Esther wieder auf, wenn auch<br />

noch recht bleich und angegriffen, und wendete sich ihren<br />

häuslichen Beschäftigungen wieder zu. Am Montag, dem 26.<br />

Januar 1688, <strong>als</strong> der Diakonus mit den Seinigen nach der<br />

Morgenandacht bei dem Frühmahl saß, kam der Schulmeister<br />

Schickedanz mit verschiedenen Kratzfüßen in die Stube und<br />

richtete seine Empfehlung vom Herrn Erzpriester aus. Der Herr<br />

Erzpriester ließe den Herrn Diakonus bitten, sich zu ihm zu<br />

bemühen zu wollen.<br />

„Esther, bind’ mir die Krause um und gib mir meinen Mantel“,<br />

sagte Schwindovius, ein Zeichen in die aufgeschlagene Bibel<br />

legend, nachdem sich Schickedanz mit mehreren Bücklingen<br />

rückwärts aus der Stube entfernt hatte. „Wer weiß, was der<br />

Erzpriester wieder für dummes Zeug hat“. Angetan mit dem<br />

dreieckigen Hut, Krause, Mantel und Manschetten stelzte<br />

Schwindovius, seinen Stock in der Hand, ziemlich übel gelaunt zur<br />

Wohnung des Erzpriesters Breuer.<br />

Nach der Begrüßung und einigen allgemeinen<br />

Redensarten sagte<br />

Breuer:<br />

„Hab’ den Herrn Diakonum zu mir bitten lassen, um von<br />

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