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herum, aber du warst ja kaum 10 Jahre alt, <strong>als</strong> die Alte starb, hast<br />

du denn das alles behalten?“ fragte Esther.<br />

„Ach, ich weiß es noch wie heute“, sagte Marie, „wie die<br />

Perkunsche mir von den Salzhäufchen, dem Kohlchen<br />

schwemmen, Schlorchen schmeißen und Zinngießen 457 erzählte,<br />

es war hier in der Hinterstube auf der Ofenbank. Da erzählte sie<br />

mir auch, dass sie schon zu Neujahr gewusst hat, dass sie in dem<br />

neuen Jahr der Perkun heiraten würde“.<br />

„Das dürfte doch wohl nicht sehr wunderlich gewesen sein“,<br />

sagte Esther lächelnd, „der Perkun wird es ihr wohl selbst gesagt<br />

haben“.<br />

„Ach nein“, erwiderte Marie eifrig, „sie hat den Perkun dam<strong>als</strong><br />

am Neujahr noch gar nicht gekannt. Sie hat zu jener Zeit im<br />

Pobethenschen 458 gedient und da haben die anderen Mägde ihr<br />

gesagt, wenn ein Mädchen in der Neujahrsnacht, Schlag 12 Uhr,<br />

nach dem Kreuzweg sieht, so erblickt sie, wenn sie überhaupt in<br />

dem Jahr heiratet, die Gestalt ihres zukünftigen Mannes dort<br />

stehen. Die Perkunsche hat sich dam<strong>als</strong> in die Nähe des<br />

Kreuzwegs begeben und die Gestalt des Perkun gesehen, der sie<br />

dann auch tatsächlich noch im Herbst geheiratet hat“.<br />

„Die Gestalt, welche die Perkunsche dam<strong>als</strong> auf dem Kreuzweg<br />

um Mitternacht gesehen hat, wird wohl der Perkun selbst gewesen<br />

sein“, meinte Esther.<br />

„Du willst mir immer nicht glauben“, schmollte Marie. „Die<br />

Perkunsche hat mir auch erzählt, dass sie in den Gänsestall in der<br />

Silvesternacht gegangen ist und im Finstern den Ganter gegriffen<br />

hat. Sie hat auch in derselben Nacht aus dem Strohdach eine<br />

Hand voll Halme herausgezogen. 10 Stück waren das genau. Die<br />

sind alle voll gewesen und nach 10 Monaten hat sie dann Hochzeit<br />

gehabt“.<br />

„Du bist ja so abergläubig, wie die alte Perkunsche selbst“,<br />

sagte Esther. „Du hast auch nicht alle nötigen Vorbereitungen<br />

dafür getroffen. Wir wollen schlafen gehen“.<br />

„Aber Estherchen“, bat Marie, „verdirb mir doch nicht den Spaß.<br />

Sieh’, ich habe ja alles schon zurecht gemacht“. Mit diesen Worten<br />

nahm sie die Schaufel mit dem Kehricht unter dem Bett hervor.<br />

Auf ihm lag ein zinnerner, blank geputzter Löffel.<br />

„Sieh’, nun lege ich das Ohr auf den Löffel“, sagte Marie, „und<br />

wenn ich etwas klopfen oder hämmern höre, dann bekomme ich<br />

457<br />

Alles mysteriöse Spielchen, die zu Silvester in Ostpreußen üblich gewesen sind.<br />

458<br />

Pobethen im Samland war ein großes Kirchdorf mit Gut.<br />

287

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