jetzt kostenlos als -->Free-Download - Angerburg

„Nun, erkläre mir doch ausführlich deine Methode“, sagte Nebe,
sich an Boretius wendend. „Du hast ja davon noch gar nichts
gesagt, sondern dich…“
„Sieh“, fiel ihm Boretius in’s Wort, „in allen unseren Schulen
geschieht es, dass die Lehr- und Lernarbeit Allen schwer
vorkommt und wenig Nutzen schafft, weil man den Lehrknaben zu
lernen vorgibt, was sie nicht verstehen und was auch ihren Sinnen
nicht recht war“.
„Wie willst Du es denn aber machen?“ fragte Nebe.
„Da habe ich“, erwiderte Boretius, „ein vortreffliches Büchlein,
darin ein kurzer Begriff der ganzen Welt und der ganzen Sprache,
voller Figuren und Abbildungen, Bezeichnungen und aller Dinge
Beschreibungen sind: Die Bilder dienen dazu, dass die Schule den
Kindern keine Marter werde, denn es ist bekannt, dass die Kinder
sich an Bildern belustigen. Demnach dient das Büchlein dazu, die
Aufmerksamkeit zu wecken und zu schärfen, was etwas Großes
ist. Dann hat das Büchlein noch drei andere Nutzbarkeiten:
Erstlich, dient es, die Kinder viel leichter als bisher geschehen, in
ihrer Muttersprache
lesen zu lehren, zumal ein figürliches Alphabet
vorangefügt, nämlich die Schriftzeichen aller Buchstaben und
darneben das Bildnis desselben Tieres, dessen Stimme dieser
Buchstabe ausdrückt. Dann aus der Beschauung des Tierbildes
kann sich der ABC-Schüler leicht erinnern, wie ein jeder Buchstabe
auszusprechen ist. Wenn er später mit der Buchstabentafel etwas
bewandert ist, kann er fortschreiten zur Betrachtung der Figuren
und der darübergesetzten Titelschriften. Wenn er also das ganze
Buch durchlaufen, kann es nicht sein, dass er nicht
durch die
bloßen Bilder-Überschriften lesen lerne“.
„Das wäre
ja ganz was Schönes“, sagte Nebe, „wenn die
beschwerliche Kopfmarterung der insgemein gebräuchlichen
Buchstabierung auf solche Weise könnte vermieden werden,
wenns nur so geht“.
„Zweitens dient auch das Büchlein“, fuhr
Boretius fort, „wenn es
in den deutschen Schulen in Deutsch gebraucht wird, die ganze
Muttersprache von Grund auf zu erlernen, weil durch die
Beschreibungen, die Wörter und Redensarten
der Sprache, an
festem Platz aufgeführt worden sind“.
„Lässt sich hören“, schaltete Nebe ein.
„Drittens hat es den Nutzen“, erklärte Boretius weiter, „dass
durch die lateinische Übersetzung auch die lateinische Sprache
leichter erlernt wird. Denn Alles ist so übersetzt worden, dass ein
Wort dem anderen
und eine Zeile der anderen gegenüber steht, es
373