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eine leichte Schneeschicht auf dem Eis lag, so wanderte Thomas<br />

immer weiter und hing seinen Gedanken nach, bis er sich<br />

schließlich besinnend nach der Uhr sah. Es war zwei geworden,<br />

und Thomas wendete seine Schritte wieder der Stadt zu, die er<br />

durch ein kleines Gässchen, das vom See zur Hauptstraße führt,<br />

nicht weit vom Tor entfernt betrat.<br />

Vor sich sah er ein altes gebücktes Männchen mit einer Laterne<br />

gehen, das ein Bündel behutsam unter dem Arm trug. Bald war<br />

Thomas hinter ihm.<br />

„Prosit Neujahr!“ rief Thomas ihm zu. „Ihr braucht doch bei dem<br />

wunderschönen Mondenschein keine Laterne, alter Vater, um<br />

Euren Weg zu finden“.<br />

Erschreckt wendete sich das Männchen um.<br />

„Ach Herr“, sagte es und zog seine Pelzmütze, „wie habt Ihr<br />

mich erschreckt, ich glaubte schon, es wäre einer von den Vettern<br />

des neuen gnädigen Herrn Amtshauptmanns die, leider Gottes,<br />

allerlei nächtlichen Unfug treiben. Ich danke Euch schön für den<br />

Neujahrswunsch. Meine Laterne brauche ich in der Kirche. Ich bin<br />

der polnische Schulmeister Schickedanz und habe auch den<br />

Glöcknerdienst. Nun muss ich in die Kirche, um zur Frühmette die<br />

Lichte aufzustecken“.<br />

„Aber fängt denn bei Euch in Lyck die Frühmette schon vor 3<br />

Uhr an?“ fragte Thomas, neben dem Glöckner hergehend.<br />

„Ach nein, Herr“, erwiderte<br />

dieser. „Die Frühmette beginnt, wie<br />

in anderen Städten, um 5 aber vor 20 Jahr’ wäre ich am<br />

Neujahrstag beinahe um meinen Dienst gekommen. Ich hatte da,<br />

wie ich und mein verstorbener Vater es sonst immer gemacht<br />

hatten, um 4 Uhr die Lichte aufgesteckt und war dann noch ein<br />

wenig weggegangen,<br />

um mich aufzuwärmen. Ich hatte aber die<br />

Kirche offen gelassen. Kommt da das polnische junge Volk, steckt<br />

sich die Lichte an und treibt allerlei Unfug. Das bekam aber der<br />

Herr Erzpriester Magister Thilo zu hören. Gleich nach der<br />

Frühmette musste ich zu ihm kommen. Er wollte mich auf der<br />

Stelle wegjagen. Ja, ja, der verstand es, Einen klein zu kriegen.<br />

Der verstorbene Konrektor Basel und die anderen Lehrer der<br />

lateinischen Schule hätten Euch was davon erzählen können. Ich<br />

hatte es nur dem Kaplan Schwindovius zu verdanken, dass ich<br />

schließlich wieder in Gnaden angenommen wurde. Seit jener Zeit<br />

gehe ich Neujahr schon immer gleich nach 2 in die Kirche, um<br />

alles vorzubereiten, schließe auch hübsch die Kirche wieder zu und<br />

öffne erst kurz vor 5 dem Kirchenknecht, damit er läuten kann.<br />

Heute habe ich noch etwas Besonderes. Hier dies Altartuch von<br />

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