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Handbuch-zur-Befreiung

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DIE REALISIERUNG DER ALLIIERTEN KRIEGSZIELE 95<br />

Deutschlands und der UdSSR. Hierbei wird das Interesse Litauens am Wilnaer<br />

Gebiet beiderseits anerkannt.<br />

2. Für den Fall einer territorial-politischen Umgestaltung der zum polnischen<br />

Staat gehörenden Gebiete werden die Interessensphären Deutschlands und der<br />

UdSSR ungefähr durch die Linie der Flüsse Narew, Weichsel und San abge-<br />

diese Frage im<br />

grenzt.<br />

Die Frage, ob die beiderseitigen Interessen die Erhaltung eines unabhängigen<br />

polnischen Staates erwünscht erscheinen lassen, und wie dieser Staat abzugrenzen<br />

wäre, kann endgültig erst im Laufe der weiteren politischen Entwicklung<br />

geklärt werden. In jedem Falle werden beide Regierungen<br />

Wege einer freundschaftlichen Verständigung lösen.<br />

3. Hinsichtlich des Südostens Europas wird von sowjetischer Seite das Interesse<br />

an Bessarabien betont. Von deutscher Seite wird das völlige politische Desin-<br />

abgelehnt. Aus Washington<br />

teressement an diesen Gebieten erklärt.<br />

4. Dieses Protokoll wird von beiden Seiten streng geheim behandelt werden.“ 229<br />

Interessanterweise wurden die Amerikaner in verräterischer Absicht durch den<br />

zweiten Sekretär der deutschen Botschaft in Moskau, Hans Heinrich Herwarth von<br />

BITTENFELD, über den Pakt inklusive des „geheimen“ Zusatzes, der nur die drohende<br />

Teilung Polens bedeuten konnte, informiert. 230 ROOSEVELT und sein Außenminister<br />

HULL unterließen es aber, Polen über den tatsächlichen Ernst der Lage aufzuklären,<br />

und begnügten sich mit öffentlichen Appellen, die Streitigkeiten friedlich beizulegen.<br />

Einen solchen Appell schickte der amerikanische Präsident am 24. bzw. 25. August<br />

auch noch direkt an den polnischen Staatspräsidenten MOSCICKI und an HITLER,<br />

wobei in dem Schreiben an HITLER der Präsident darlegte, daß die polnische Republik<br />

sich bereit erklärt hätte, die Streitigkeiten beizulegen. Die Note endete mit den Worten<br />

„Die ganze Welt betet, daß auch Deutschland annehmen werde“. 231 Damit hatte<br />

man Deutschland vor der Öffentlichkeit den „Schwarzen Peter“ zugeschoben, und der<br />

Präsident konnte sich als Friedensapostel präsentieren. In Wirklichkeit gab es keinerlei<br />

Zusicherungen, über Danzig oder den Korridor zu verhandeln, sondern nur eine<br />

allgemeine Erklärung, daß direkte Verhandlungen zwischen den Regierungen als die<br />

beste Lösungsmöglichkeit angesehen wurden. 232 Polen hatte in den vorangegangenen<br />

sechs Monaten aber jede direkte Verhandlung konsequent<br />

meldete der deutsche Geschäftsträger, THOMSON:<br />

„Die schnell aufeinanderfolgenden Friedensappelle Roosevelts entspringen weniger<br />

dem Wunsch, einen Kriegsausbruch zu vermeiden, als dem Bestreben,<br />

Deutschland zu isolieren und vor der Weltöffentlichkeit wie vor dem amerikanischen<br />

Volk der deutschen Führung die Kriegsverantwortung zuzuschieben sowie<br />

229 Ebda. Dok.Nr. 229<br />

230 Siehe Hans von Herwarth: Zwischen Hitler und Stalin, Frankfurt 1982 und Chales E. Bohlen; Witness<br />

to History 1929-1939, New York 1973<br />

231 Britisches Blaubuch, Dok. Nr. 127<br />

232 Weißbuch der Polnischen Regierung: Die polnisch-deutschen und die polnisch-sowjetrussischen<br />

Beziehungen im Zeitraum von 1933 bis 1939, vom Außenministerium der Republik Polen autorisierte,<br />

ungekürzte und unveränderte Übersetzung, Verlag Birkhäuser, 1940 Basel, Dok. No. 90

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