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Handbuch-zur-Befreiung

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DIE REALISIERUNG DER ALLIIERTEN KRIEGSZIELE 79<br />

Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Italien in bestimmten<br />

Ausnahmefällen geringfügige Abweichungen von der streng ethnographischen Bestimmung<br />

der ohne Volksabstimmung zu übertragenden Zone zu empfehlen. ....<br />

8. Die tschechoslowakische Regierung wird innerhalb einer Frist von vier Wochen<br />

vom Tage des Abschlusses dieses Abkommens an alle Sudetendeutschen aus ihren<br />

militärischen und polizeilichen Verbänden entlassen, die ihre Entlassung wünschen.<br />

Innerhalb derselben Frist wird die tschechoslowakische Regierung die sudetendeutschen<br />

Gefangenen entlassen, die wegen politischer Delikte Freiheitsstrafen<br />

verbüßen.“ 197<br />

In einem Zusatz zu diesem Abkommen sicherten die britische und die französische<br />

Regierung zu, sich an einer internationalen Garantie der neuen Grenzen des<br />

tschecho-slowakischen Staates gegen einen unprovozierten Angriff zu beteiligen.<br />

Deutschland und Italien würden der Tschecho-Slowakei eine Garantie geben, sobald<br />

die Frage der polnischen und ungarischen Minderheiten der Tschecho-Slowakei<br />

geregelt sei. Unmittelbar nach der Unterzeichnung wurden die tschechischen Delegierten<br />

durch CHAMBERLAIN und DALADIER unterrichtet. Am 30. September 1938<br />

nahm die Prager Regierung das Abkommen offiziell an, worauf der Staatspräsident<br />

BENESCH am 5. Oktober <strong>zur</strong>ücktrat und sich bald darauf ins Ausland absetzte. Noch<br />

am 30.09. unterzeichneten HITLER und CHAMBERLAIN einen deutsch-englischen<br />

Freundschafts- und Konsultationspakt. Ebenfalls am 30.09. stellte Polen im Fahrwasser<br />

des „Münchener Abkommens“ an Prag ein Ultimatum, das Olsagebiet bis zum<br />

01.10. zu räumen. Ab dem 2. Oktober besetzte Polen das Gebiet, wobei es <strong>zur</strong> Verfolgung<br />

und Mißhandlungen von Volksdeutschen kam. Zwischen dem 1. und dem 7.<br />

Oktober besetzte die Wehrmacht das Sudetengebiet. Der Jubel und die Freudenkundgebungen<br />

der Deutschböhmen hatten ähnliche Ausmaße wie ein halbes Jahr zuvor in<br />

Österreich, Berichte von irgendwelchen Racheakten gegenüber den Tschechen sind<br />

nicht bekannt. Am 20. Oktober wurde, wie in München vereinbart, die neue Grenze<br />

zwischen dem Deutschen Reich und der Tschecho-Slowakei von einer internationalen<br />

Kommission festgelegt.<br />

Bei der Rückkehr in ihre Hauptstädte wurden CHAMBERLAIN und DALADIER von<br />

begeisterten Menschenmassen empfangen. Das Münchener Abkommen wurde in<br />

England und Frankreich wie in der gesamten westlichen Welt von der Presse als Sieg<br />

des Friedens gefeiert. Sowohl das britische als auch das französische Parlament<br />

billigten es mit großer Mehrheit. Gleichzeitig mit der Billigung des Abkommens<br />

wurde im Britischen Unterhaus aber ein gewaltiges Rüstungsprogramm angenommen,<br />

das den Bau von 3.000 Flugzeugen noch 1938, von 8.000 weiteren 1939 sowie die<br />

Verdoppelung des Wehretats auf 800 Mio. Pfund vorsah. CHURCHILL sprach von<br />

einer Niederlage erster Ordnung.<br />

Im November 1938 verschlechterte sich die außenpolitische Situation für das<br />

Deutsche Reich dramatisch. Am 07.11. wurde der Sekretär der deutschen Botschaft in<br />

Paris, Ernst vom RATH, von einem siebzehnjährigen polnischen Juden, Herschel<br />

GRYNSZPAN [J], niedergeschossen und verstarb am 9. November. Als die Nachricht<br />

197 Akten <strong>zur</strong> deutschen Auswärtigen Politik 1918-1945, Serie D, Bd. II, Dok.Nr. 675, zit. n. W. Post,<br />

a.a.O. S 284 f.

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