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Handbuch-zur-Befreiung

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122 KOMM HEIM! – KOMM HEIM INS REICH!<br />

ihrer Heimat abtransportiert worden; über ihren Verbleib wurden die Angehörigen<br />

nicht unterrichtet, so daß sie keine Nachforschungen anstellen konnten.<br />

Die Behandlung der Inhaftierten läßt oft sehr zu wünschen übrig. Über Unterbringung<br />

in Räumen, welche <strong>zur</strong> Aufnahme von Menschen nicht geeignet erscheinen,<br />

sowie über zu enge Belegung dieser Räume, mangelnde Lüftung und Heizung,<br />

un<strong>zur</strong>eichende Kost und gänzlich mangelnde Bewegungsfreiheit wird verschiedentlich<br />

geklagt. Daß die Verhafteten häufig mit allerlei Gesindel und Verbrechern<br />

niedrigster Sorte zusammen eingesperrt werden, verursacht um so stärkere<br />

Erregung der öffentlichen Meinung, als es sich in den meisten Fällen um angesehene<br />

Bürger, Beamte, Geistliche und führende Männer des Wirtschaftslebens<br />

handelt.<br />

Völlig schutzlos bleiben die Gefangenen oft gegenüber Beschimpfungen, Mißhandlungen,<br />

Beraubungen und Erpressungen durch das untere Gefängnispersonal<br />

oder durch Militärpersonen. ...<br />

In einer ganzen Reihe von Fällen sind Deutsche von Polen ermordet worden.<br />

Manche dieser Verbrechen sind bisher ungesühnt geblieben. In anderen Fällen ist<br />

die erbetene Aufklärung bisher nicht erfolgt.<br />

Wo es sich um Erschießungen durch Grenzsoldaten handelt, haben diese in mehreren<br />

Fällen die deutsche Grenze überschritten und auf deutschen Boden widerrechtlich<br />

von ihrer Waffe Gebrauch gemacht. Um sich der Strafe zu entziehen, haben<br />

sie sogar mehrfach die Leiche auf polnisches Gebiet geschafft. Die meisten<br />

Fälle lagen so, daß ein Waffengebrauch überhaupt nicht gerechtfertigt war. ...“ 261<br />

Die antideutschen Maßnahmen erstreckten sich auf alle Lebensbereiche wie Schulen<br />

und Bildungsstätten, Vereine, Genossenschaften, Zeitungen, bäuerlichen Grundbesitz<br />

und Industrieunternehmen. Hatte es z.B. in Posen und Westpreußen vor der<br />

polnischen Inbesitznahme über 2.000 deutsche öffentliche Schulen gegeben, so waren<br />

es 1924 nur noch 557, und 1934 grade noch 152. 262 Typisch für das Schicksal der<br />

deutschen Zeitungen von 1920 bis 1939 in Polen war das der Bromberger „Deutsche<br />

Rundschau“. Gegen diese wurden 872 Strafverfahren eingeleitet, sie wurde 546 mal<br />

beschlagnahmt und die Schriftleiter wurden insgesamt zu 5 Jahren, 11 Monaten und<br />

20 Tagen Gefängnis sowie zu 24.000 Zloty Geld- und 38.000 Zloty Gerichtsstrafen<br />

verurteilt. 263 Um der deutschen Bevölkerung die wirtschaftliche Existenzgrundlage zu<br />

nehmen, wurde bis 1939 7,5 Milliarden qm Land enteignet, deutscher Haus- und<br />

Grundbesitz, deutsche Güter, Krankenhäuser und Altenheime wurden in polnischen<br />

Besitz überführt. Wo direkte Enteignungen nicht möglich schienen, wurden deutsche<br />

Gewerbebetriebe durch staatliche polnische Stellen und kommunale Einrichtungen<br />

systematisch von Aufträgen ferngehalten und die Bevölkerung aufgefordert, deutsche<br />

Geschäfte zu boykottieren. Durch die so erzwungenen Geschäftsaufgaben konnten<br />

über Notverkäufe und Zwangversteigerungen zahlreiche deutsche Kleinbetriebe<br />

liquidiert bzw. in polnischen Besitz gebracht werden. Durch das polnische Agrarreformgesetz,<br />

welches vom Wortlaut her nicht diskriminierend war, wurden deutsche<br />

261 Auswärtiges Amt: Dokumente <strong>zur</strong> Vorgeschichte des Krieges, Berlin 1939, Nr. 2, Dok.Nr. 5<br />

262 Dokumente polnischer Grausamkeit an Deutschen: Der Tod sprach polnisch, Arndt 1999, S. 14<br />

263 H. Schröcke, a.a.O. S. 100

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