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Handbuch-zur-Befreiung

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DER SEELENMORD AM DEUTSCHEN VOLK 691<br />

sche Ausrüstungswerke, wo ihm etwa 2.000 Häftlinge unterstanden. Er gab an, mit<br />

Wilhelm BOGER nur einmal im Zusammenhang mit einer angeblich versuchten<br />

Sabotagehandlung zu tun gehabt zu haben. Der vernehmende Beamte faßte LANGS<br />

Aussage zusammen: „Nur gesprächsweise will Lang gehört haben, daß Boger ‚sehr<br />

scharf’ gewesen sei und daß die Häftlinge vor ihm Angst gehabt hätten. Über Tötungen<br />

oder Erschießungen von Häftlingen durch Boger oder in dessen Auftrag hat Lang<br />

angeblich nie etwas gehört.” 1180 Moritz SALOMON [J] gab an, er sei von BOGER derart<br />

schwer mißhandelt worden, daß er anschließend wegen Arbeitsunfähigkeit „<strong>zur</strong><br />

‚Vergasung’ reif war”. Allerdings geschieht das „Wunder”, daß SALOMON ins Revier<br />

kommt und dort wieder hochgepäppelt wird. 1181 Jakob FRIES saß wie RÖGNER als<br />

Berufsverbrecher in Auschwitz ein. Sogar während seiner Vernehmung saß er gerade<br />

eine Haftstrafe von 14 Jahren ab. FRIES war in Auschwitz Arbeitsdienstführer für die<br />

gesamten Arbeitskommandos der Häftlinge im Stammlager Auschwitz gewesen. Zu<br />

den angeblichen Verbrechen führte FRIES aus:<br />

„In Auschwitz habe er nichts von Erschießungen gesehen oder gehört. ... Er erinnere<br />

sich lediglich daran, daß in Auschwitz Erschießungen von Häftlingen durch<br />

Wachposten erfolgt seien, die versucht hätten, über den Zaun zu klettern. Auch<br />

von sonstigen Verbrechen gegen Häftlinge will er nichts gehört haben. Erst nach<br />

1945 habe er durch Presse-Mitteilungen <strong>zur</strong> Kenntnis genommen, was in Auschwitz<br />

und insbesondere in Birkenau vorgegangen sei.” 1182<br />

Es kann hier ausgeschlossen werden, daß FRIES nichts von dem erfahren hat, was<br />

in Auschwitz vor sich gegangen sein soll, da er als direkten Vorgesetzten Hauptsturmführer<br />

AUMEIER über sich hatte, den Schutzhaftlagerführer und stellvertretenden<br />

Kommandanten von Auschwitz.<br />

Alfred KORN [J] wurde anfangs im Lager Plazow festgehalten, in dem er zunächst<br />

viele Freiheiten genoß, da Plazow erst ab 1943 ein geschlossenes Lager war. Er<br />

meldete sich Ende 1943 freiwillig nach Auschwitz, wo er von den SS-Aufsehern<br />

anständig behandelt wurde. Er sei einmal verhört worden, was jedoch keine Konsequenzen<br />

gehabt habe. Er wisse zwar allgemein von Grausamkeiten aus Lagergesprächen,<br />

könne jedoch keine näheren Angaben machen. Die einzige konkrete Erinnerung,<br />

die KORN an Greuel haben will, bezieht sich auf eine angebliche „Vergasung“<br />

im November 1944, zu einem Zeitpunkt also, als nach offizieller Geschichtsschreibung<br />

sämtliche Vernichtungseinrichtungen bereits außer Dienst waren und abgebaut<br />

wurden. 1183 Otto LOCKE berichtete, wie er von BOGER mißhandelt worden sei. Anschließend<br />

habe er viele Wochen im Häftlingslazarett verbracht, einerseits wegen<br />

eines Leidens, daß er sich im Strafbunker zugezogen habe, andererseits wegen Fleckfiebers.<br />

1184 LOCKE berichtet zudem, daß sich BOGER ab Frühjahr 1943 auf Anordnung<br />

des Lagerkommandanten LIEBEHENSCHEL hin anständig verhalten habe, denn es sei<br />

angeordnet worden, daß Häftlinge nicht geschlagen werden dürften. Den schlechten<br />

1180 Vernehmung vom 07.11.1958; Ebda. Bd. 2, S. 279 f.<br />

1181 Vernehmung vom 14.11.1958; Ebda. Bd. 2, Bl. 283<br />

1182 Ebda., Bd. 3, S. 437R<br />

1183 Vernehmung vom 05.03.1959 in Stuttgart, Ebda. Bd. 3, S. 571-576<br />

1184 Vernehmung vom 06.03.1959, Ebda., S. 578-584

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