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Handbuch-zur-Befreiung

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550 KOMM HEIM! – KOMM HEIM INS REICH!<br />

a) Die Gruppe derjenigen, die im Staat einfach eine mehr oder weniger freiwillige<br />

Zusammenfassung von Menschen unter einer Regierungsgewalt erblicken.<br />

Diese Gruppe ist die zahlreichste. In ihren Reihen befinden sich besonders die<br />

Anbeter unseres heutigen Legitimitätsprinzips, in deren Augen der Wille der Menschen<br />

bei dieser ganzen Angelegenheit überhaupt keine Rolle spielt. In der Tatsache<br />

des Bestehens eines Staates liegt für sie allein schon eine geweihte Unverletzlichkeit<br />

begründet. Um diesen Wahnsinn menschlicher Gehirne zu schützen,<br />

braucht man eine geradezu hündische Verehrung der sogenannten Staatsautorität.<br />

In den Köpfen solcher Leute wird im Handumdrehen aus einem Mittel der<br />

endgültige Zweck gemacht. Der Staat ist nicht mehr da, um den Menschen zu dienen,<br />

sondern die Menschen sind da, um eine Staatsautorität, die noch den letzten,<br />

irgendwie beamteten Geist umschließt, anzubeten. Damit der Zustand dieser stillen,<br />

verzückten Verehrung sich nicht in einen solchen der Unruhe verwandle, ist<br />

die Staatsautorität ihrerseits nur dazu da, die Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten.<br />

Auch sie ist jetzt kein Zweck und kein Mittel mehr. Die Staatsautorität hat für<br />

Ruhe und Ordnung zu sorgen, und die Ruhe und Ordnung hat der Staatsautorität<br />

umgekehrt wieder das Dasein zu ermöglichen. Innerhalb dieser beiden Pole hat<br />

das ganze Leben zu kreisen. ...<br />

b) Die zweite Gruppe von Menschen ist der Zahl nach schon etwas kleiner, da zu<br />

ihr diejenigen gerechnet werden müssen, die an das Vorhandensein eines Staates<br />

wenigstens einige Bedingungen knüpfen. Sie wünschen nicht nur gleiche Verwaltung,<br />

sondern auch, wenn möglich gleiche Sprache – wenn auch nur aus allgemein<br />

verwaltungstechnischen Gesichtspunkten heraus. Die Staatsautorität ist<br />

nicht mehr der alleinige und ausschließliche Zweck des Staates, sondern die Förderung<br />

des Wohles der Untertanen kommt hinzu. Gedanken von ‚Freiheit’, und<br />

zwar meist mißverstandener Art, schieben sich in die Staatsauffassung dieser<br />

Kreise ein. Die Regierungsform erscheint nicht mehr unantastbar durch die Tatsache<br />

ihres Bestehens an sich, sondern wird auf ihre Zweckmäßigkeit hin geprüft.<br />

Die Heiligkeit des Alters schützt nicht vor der Kritik der Gegenwart. Im übrigen<br />

ist es eine Auffassung, die vom Staate vor allem die günstige Gestaltung des wirtschaftlichen<br />

Lebens des einzelnen erwartet, die mithin von praktischen Gesichtspunkten<br />

aus und nach allgemein wirtschaftlichen Rentabilitätsanschauungen urteilt.<br />

Die hauptsächlichsten Vertreter dieser Ansichten treffen wir in den Kreisen<br />

unseres normalen deutschen Bürgertums, besonders in denen unserer liberalen<br />

Demokratie.<br />

c) Die dritte Gruppe ist ziffernmäßig die schwächste.<br />

Sie erblickt im Staat bereits ein Mittel <strong>zur</strong> Verwirklichung von meist sehr unklar<br />

vorgestellten machtpolitischen Tendenzen eines sprachlich ausgeprägten und geeinten<br />

Staatsvolkes. Der Wille nach einer einheitlichen Staatssprache äußert sich<br />

dabei nicht nur in der Hoffnung, diesem Staat damit ein tragfähiges Fundament<br />

für äußeren Machtzuwachs zu schaffen, sondern nicht minder in der – übrigens<br />

grundfalschen – Meinung, dadurch in einer bestimmten Richtung eine Nationalisierung<br />

durchführen zu können.“ 880<br />

880 Ebda. S. 426 ff.

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