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Handbuch-zur-Befreiung

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758 KOMM HEIM! – KOMM HEIM INS REICH!<br />

nen Autoren redaktionell zu einer Gesamtgeschichte Israels verbunden. Im Christentum<br />

wird der Tanach als „Altes Testament“ (AT) gegenüber dem Neuen Testament<br />

(NT) bezeichnet.<br />

Der erste und zugleich älteste Hauptteil, die Tora, entstand bis zum 6. vorchristlichen<br />

Jahrhundert; ihre Anfänge fallen mit den Ursprüngen des Judentums zusammen.<br />

Sie besteht aus den fünf Büchern des Moses, die auf Griechisch auch Pentateuch<br />

(„Fünf-Schriftrollen-Behälter“) genannt werden: Genesis (hebr. Bereschit), Exodus<br />

(hebr. Schemot), Levitikus (hebr. Wajikra), Numeri (hebr. Bemidbar), und Deuteronomium<br />

(hebr. Debarim). Die ältesten Schichten der Erzväter- und Exodus-<br />

Erzählungen werden auf etwa 1000 v.Chr. datiert. Ein erster vollständiger Text der<br />

ganzen Hebräischen Bibel liegt in Form einer Handschrift vor, die auf 1008 n.Chr.<br />

datiert wurde.<br />

Tora bedeutet Lehre, Belehrung, Unterricht, Anweisung, Gesetz, und ist der wichtigste<br />

Hauptteil der hebräischen Bibel. In ihr sind insgesamt 613 Vorschriften (Mitzwot)<br />

enthalten, 248 Gebote und 365 Verbote. 1401 Sie umfaßt die fünf Bücher Mose,<br />

die auch im Alten Testament des Christentums den ersten Hauptteil bilden, der mit<br />

Gottes Offenbarung an die Erzväter und Israel grundlegende Glaubensinhalte enthält.<br />

Die Tora in Form der Torarolle ist eine große Rolle aus Pergament, auf der die<br />

fünf Bücher Mose in hebräischen Buchstaben (ohne Vokale) von Hand aufgeschrieben<br />

sind. In den Synagogen wird vor allem am Schabbat, aber auch an Feiertagen, aus<br />

dieser Torarolle gelesen, wobei der Text allerdings i.d.R. nicht gesprochen, sondern<br />

gesungen wird. Während eines Jahres wird so die gesamte Tora vorgetragen, wobei<br />

„kein Jota ausgelassen“ werden darf. Der Sinn dieser 2000-jährigen Tradition liegt in<br />

der Absicht, das Jüdischen Volk nicht nur mit dem Text der Tora vertraut zu machen,<br />

sondern es soll auch der Inhalt verinnerlicht werden.<br />

Eine für den öffentlichen Gottesdienstgebrauch vorgesehene Tora wird grundsätzlich<br />

per Hand von einem Sofer, einem speziell dafür ausgebildeten Schreiber, geschrieben.<br />

Bei guter Aufbewahrung kann eine Torarolle mehrere hundert Jahre rituell<br />

brauchbar bleiben. Die älteste existierende Torarolle stammt von etwa 900 n.Chr., das<br />

heißt 1500 Jahre, nachdem die Endfassung der Tora geschrieben worden war. Torarollen,<br />

die mechanisch, durch Abnutzung oder hohes Alter beschädigt und somit<br />

unbrauchbar geworden sind, werden aus Respekt nicht weggeworfen, sondern in einer<br />

sogenannten Genisa aufbewahrt oder auf einem jüdischen Friedhof begraben.<br />

Die Tora ist seit mehr als 3.000 Jahren mit ihrem klaren Monotheismus, ihrer<br />

Rechts- und Philosophiegeschichte, ihrer Mystik und vor allem ihrem ethischen<br />

Gehalt ein ganz wesentliches Element des Judentums. Für das Judentum ist die Tora<br />

somit wichtigster Hintergrund für das Verständnis seiner Vergangenheit als Volk und<br />

als Zivilisation. Im orthodoxen Verständnis hat die Tora zudem zwei Dimensionen –<br />

eine offenbarte und eine verborgene. Die offenbarte Dimension enthält die Gesetze<br />

der Tora, die ein Ausdruck des Willens Gottes sind. Im Hebräischen heißt dieser<br />

Aspekt Gufej Tora („Körper der Tora“) oder Nigleh, die „offenbarte Dimension“.<br />

Neben dem „Körper“ der Tora gibt es auch die „Seele“ der Tora – die mystische<br />

Dimension. Sie birgt Einsichten über die göttliche Existenz und ihre Offenbarung, den<br />

1401 248 symbolisiert die Zahl der Knochen im menschlichen Körper, 365 die Zahl der Tage im Jahr.

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