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Handbuch-zur-Befreiung

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804 KOMM HEIM! – KOMM HEIM INS REICH!<br />

seiner ursprünglichen Form die Erwählung Israels durch Abqualifizierung der<br />

anderen Völker und hat damit die nicht unberechtigte Kritik der Kirche [nicht nur<br />

der Kirche] ausgelöst:<br />

’Unsere Pflicht ist es, zu preisen den Herrn des Weltalls, um die Größe des Schöpfers<br />

zu verkünden, der uns nicht wie die Völker der Erde gemacht, wie die Sippen<br />

der Welt. Sie beten Nichtiges und Leeres an, einen Gott, der nicht zu helfen vermag.<br />

...’“ 1444<br />

„Noch weiter gingen die Reform-Liturgien, etwa in der Formulierung:<br />

’Der uns von den Irrenden abgesondert hat.’<br />

In deutschen Versionen lautete die inkriminierte Stelle:<br />

’Der uns nicht den Heiden gleichgestellt, den in Aberglauben versunkenen Geschlechtern.’<br />

Wie immer auch das Ärgernis entschärft wurde, die heilsgeschichtliche Trennung<br />

zwischen Juden und Nichtjuden, im Sinne der Erwählung Israels, bleibt bestehen.<br />

Als Papst Johannes XXIII. die ‚perfiden Juden’ aus der Karfreitags-Liturgie<br />

strich, war eigentlich die Stunde gekommen, auch aus dem Alejnu-Gebet die anstößige<br />

Stelle zu entfernen und statt dessen zu betonen, daß die Gotteserkenntnis<br />

Israels sich in Christentum und Islam weiter verbreitet hat. Aber nichts dergleichen<br />

ist geschehen. So hat etwa das israelische Oberrabbinat in Jerusalem keinerlei<br />

Schritte unternommen, um das Ärgernis des Alejnu zu entschärfen.“ 1445<br />

An dieser Stelle kann man sich die Frage stellen, wieso das Oberrabbinat etwas<br />

hätte unternehmen sollen, da das doch ganz der religiösen Grundlage, der Thora,<br />

genauso entspricht wie auch den hier zitierten Stellen über die „Erwählung“ Israels<br />

bis hin zu dem üblichen Brauch, die Nichtjuden als Gojim zu bezeichnen, was so viel<br />

wie „unreines Vieh“ bedeutet. Hier wird ebenso wie an anderen Stellen deutlich, daß<br />

Schalom BEN-CHORIN oft beschönigt, verharmlost oder falsch bewertet sowie manches<br />

auch ungesagt läßt. BEN-CHORIN weiter:<br />

„Besonders kräftig wird in einem positiven Sinne die Erwählung Israels im Kiddusch,<br />

dem Weihesegen über den Kelch an den Vorabenden der Feiertage, betont:<br />

’... der uns erwählt hat von allen Völkern und uns erhöht hat über alle Sprachen<br />

und uns geheiligt hat durch seine Gebote.’<br />

Die Erhöhung über alle Sprachen meint die heilige hebräische Sprache, in welcher<br />

Gottes Wort zu uns gekommen ist.<br />

Diesem Gedanken gibt auch der Segensspruch bei der Verlesung aus der Thora<br />

Ausdruck:<br />

’Gelobt seist du, Herr unser Gott, der uns von allen Völkern erwählt hat und uns<br />

seine Thora gegeben hat.’“ 1446<br />

Diese Argumentationspassage ist insofern aufschlußreich, als daß BEN-CHORIN<br />

einleitend erklärt, „besonders kräftig“ werde in den nachfolgend zitierten Texten „in<br />

einem positiven Sinne die Erwählung Israels ... betont“, was eine klare Suggestivbe-<br />

1444 S. Ben-Chorin, a.a.O. S. 27<br />

1445 Ebda. S. 28<br />

1446 Ebda. S. 29

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