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Handbuch-zur-Befreiung

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DER SINN DER GESCHICHTE 923<br />

und Denkens zu nennen – bei allen ist die Idee des Organismus diejenige, die ihr<br />

gesamtes Denken leitet und beherrscht. Daß das Absolute wertvoller sei als das<br />

Singuläre, das Allgemeine bedeutsamer sei als das Individuelle, das Ganze mehr<br />

als die Summe aller Teile, das war der tiefste Glaube der deutschen Philosophie<br />

und der deutschen Dichtkunst auf ihrer höchsten Entwicklungsstufe; dieser<br />

Gedanke beherrscht all ihre Metaphysik, all ihre Ethik, ihre Ästhetik ebenso wie<br />

ihre Staatslehre, ihre Naturauffassung nicht minder wie ihre sozialen Ideen; sie<br />

ist Ausgangspunkt und Endpunkt, Voraussetzung und Resultat; sie ist eine<br />

wahrhaft zentrale Idee des deutschen Geistes.“ 1629<br />

GOLDMANN beschreibt den Deutschen Geist auch als Geist der Ordnung, wobei er<br />

beide Charakterisierungen in Beziehung setzt:<br />

„Ob man den deutschen Geist als Geist der Ordnung bezeichnet oder die Idee des<br />

Organismus als den spezifischen Gedanke des deutschen Geistes erklärt, beides ist<br />

dasselbe: man definiert das eine Mal den deutschen Geist nach seinem formalen<br />

Charakter und charakterisiert ihn das andere Mal in seiner inhaltlichen Eigenart;<br />

und kommt beiden Beziehungen gleich wenn man ihn den militaristischen Geist<br />

nennt.“ 1630<br />

Weiter stellt GOLDMANN den Deutschen Geist dem Englischen gegenüber, den er<br />

als individualistisch und atomistisch beschreibt, und begründet die aus diesem Gegensatz<br />

resultierende Todfeindschaft:<br />

„Wie England der politische Urheber dieses Krieges [des Ersten Weltkrieges] ist,<br />

so steht es auch geistig an der Spitze des Vernichtungskampfes gegen den deutschen<br />

Geist. [Hier gilt zu berücksichtigen, daß die Politik Englands zu dieser Zeit,<br />

wie im Kapitel „Zweiter Deutungsversuch des Geschichtsprozesses“ gezeigt,<br />

maßgeblich unter jüdischem Einfluß stand.] Die Parole: Nieder mit dem Militarismus!<br />

ist englischen Ursprungs, und indem Frankreich sie übernommen hat, hat<br />

es sich geistig ebenso ins Schlepptau seines Nachbars jenseits des Kanals begeben,<br />

wie es dies durch die Entente cordiale getan hat.“ 1631<br />

„Ist der deutsche Geist dem militaristischen Geist wesensgleich, so steht der englische<br />

im schärfsten Gegensatz zu ihm. Uniformierung und Individualismus, Demokratie<br />

[hier im tatsächlichen Sinne von Volksherrschaft gemeint] und Liberalismus,<br />

Subordination und individuelle Autonomie, organisch-synthetische Denkweise<br />

und atomistisch-analytische, überall die stärksten Gegensätze. Der Ruf:<br />

Nieder mit dem Militarismus! ist von den Engländern wirklich wahr und ernst gemeint;<br />

er entspricht ihrer tiefsten Wesensveranlagung.“ 1632<br />

Den Franzosen bescheinigt GOLDMANN, daß sie unfähig <strong>zur</strong> Organisation seien,<br />

kaum Fähigkeiten <strong>zur</strong> Disziplin und Subordination besäßen, sowie daß sie mit der<br />

Idee der Pflicht nur wenig anfangen könnten, weswegen diese ebenfalls den militaristischen<br />

Geist als Bedrohung empfänden und ihn ebenso zu vernichten trachten<br />

1629 Ebda. S. 12 ff.<br />

1630 Ebda. S. 15<br />

1631 Ebda. S. 21<br />

1632 Ebda. S. 25 f.

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