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Handbuch-zur-Befreiung

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810 KOMM HEIM! – KOMM HEIM INS REICH!<br />

von mir, und ich gebe dir die Völker zum Besitz und die Erdenenden zum Eigentum.<br />

Mit eisernem Stab magst du sie zerschmettern, wie Töpfergefäss sie zertrümmern.’<br />

Zwischen dem jesaiaschen Bilde vom Friedensfürsten, das auch bei Zacharia<br />

wiederkehrt, und dem vom kriegerischen Weltenbezwinger des Palmisten<br />

schwankt nun die Vorstellung vom Messias hin und her. ...“ 1457<br />

Abschließend lesen wir bei BEN-CHORIN unter „Rückblick und Ausblick“:<br />

„Obwohl der Zionismus eine Säkularisierung des Judentums darstellt, hat der erste<br />

politische Zionist in Deutschland, Max BODENHEIMER [J] (1865-1940), den<br />

Erwählungsgedanken besonders klar formuliert:<br />

’Jede Nation hat ihre Aufgabe in der Weltgeschichte. Kein Volk hat aber seinen<br />

weltgeschichtlichen Beruf von Anfang an so klar erkannt und so zielbewußt verfolgt<br />

wie die Nation der Hebräer. Von seinem Eintreten in die Weltgeschichte an<br />

hielt sich der hebräische Volksstamm, d.h. die direkten Nachkommen der Erzväter,<br />

für ein auserwähltes Volk. Und das waren sie, denn sie waren auserwählt zu der<br />

höchsten Aufgabe, die sich eine Nation für die Förderung des Menschengeschlechtes<br />

stellen konnte: <strong>zur</strong> Schaffung des monotheistischen Gottesbegriffes und<br />

damit zugleich der sittlichen Welt- und Staatsordnung. Die Nationen, welche ihrer<br />

Mission untreu werden, ihre idealen Güter nicht verteidigen, ideale Sonderbestrebungen<br />

nicht verfolgen, gehen zugrunde. Ihre Existenz hat keinen Sinn mehr. Sie<br />

verschwinden spurlos unter den Völkern der Erde.’ (‚Die Missionen der Nationen<br />

und der Hebräer’, 1891, in der Zeitschrift Menorah).<br />

In der Sicht Bodenheimers ist die Dauerkraft des jüdischen Volkes ein geschichtlicher<br />

Beweis seiner Auserwählung.“ 1458<br />

Auch hier wird die wahnhafte Selbstüberhebung der Juden bzw. der Jahweisten<br />

überdeutlich. Werden diese Ausführungen zudem in Zusammenhang mit dem Inhalt<br />

des Alten Testaments gebracht, drängt sich die Frage auf, was der „monotheistische<br />

Gottesbegriff“ mit der „Schaffung“ einer „sittlichen Welt- und Staatsordnung“ zu tun<br />

hat. Jedes halbwegs moralisch entwickelte und nicht durch suggestive Abrichtung im<br />

Denken gelähmte menschliche Wesen wendet sich von diesem „Heiligen Buch“ mit<br />

Grausen ab. Der Übergott der Hebräer watet mit seinem Bundesvolk in einem Meer<br />

von Blut, ständig ertönt das zügellose Gebrüll nach Gewalt, Raub, Brand und Mord<br />

im Auftrag oder Namen JAHWES. Soll das etwa eine „sittliche Welt- und Staatsordnung“<br />

bewirkt haben?!<br />

Ein anderer Jude und Zeitgenosse Max BODENHEIMERS, BEN CHAIM [J], suchte<br />

angesichts der bedrohlich zunehmenden Judenfeindlichkeit in den 1930er Jahren die<br />

Ursache hierfür in der jüdischen Religion und dem jüdischen Selbstverständnis. Er<br />

schrieb in seinem Buch „Juda erwache!“:<br />

„Der allgemeine Haß und die allgemeine Ablehnung, die unserem Volk in der<br />

Welt, vor allem in Europa zuteil wird, erreicht in unserer Zeit ein Ausmaß, wie es<br />

1457 Dr. Kaufmann-Kohler: Grundriß einer systematischen Theologie des Judentums auf geschichtlicher<br />

Grundlage, Schriften herausgegeben von der Gesellschaft <strong>zur</strong> Förderung der Wissenschaft des Judentums,<br />

Grundriß der Gesamtwissenschaft des Judentums, Bd. 4, Gustav Fock, Leipzig 1910, S. 285<br />

1458 S. Ben-Chorin, a.a.O., S. 82 f.

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