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Handbuch-zur-Befreiung

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206 KOMM HEIM! – KOMM HEIM INS REICH!<br />

wurde 3 Tage lang gemordet, geplündert, vergewaltigt und Häuser angezündet.<br />

Frauen von 16 bis 80 Jahren waren Freiwild, Väter und Mütter, die sich schützend<br />

vor ihre Angehörigen stellten, wurden niedergeschossen; die Schreie der gequälten<br />

Menschen hallten durch die Nächte. Zirka 800 geschändete Frauen meldeten<br />

sich <strong>zur</strong> ärztlichen Untersuchung im Krankenhaus.<br />

Riesige Wein- und Schnapslager in der Stadt taten ein übriges, um die Leiden der<br />

Bevölkerung zu vergrößern.<br />

Alle Männer von 16 bis 60 Jahren wurden eingesperrt, nachts kamen die besoffenen<br />

Wachmannschaften von der nahen Weinhandlung und schlugen im Lager Zivilisten<br />

und Soldaten blutig.<br />

Der Abtransport der Gefangenen begann, die Soldaten kamen nach Frankreich,<br />

die Freudenstädter Zivilisten wurden nach Lindau befördert. Auf der Fahrt dorthin<br />

gab es einen Autounfall, hervorgerufen durch den betrunkenen schwarzen<br />

Fahrer. Einige Männer mußten hierbei ihr Leben lassen. Nach einigen Wochen<br />

mußten die Freudenstädter zu Fuß von Lindau nach Freudenstadt <strong>zur</strong>ück, wurden<br />

hier wieder eingesperrt und dann einzeln allmählich entlassen.“ 385<br />

Zu den Vertreibungen war am 19. Oktober 1945 ein Bericht von Bertrand<br />

RUSSELL in der London „Times“ zu lesen:<br />

„In Osteuropa werden jetzt von unseren Verbündeten Massendeportationen in einem<br />

unerhörten Ausmaß durchgeführt, und man hat ganz offensichtlich die Absicht,<br />

viele Millionen Deutsche auszulöschen, nicht durch Gas, sondern dadurch,<br />

daß man ihnen ihr Zuhause und ihre Nahrung nimmt und sie einem langen,<br />

schmerzhaften Hungertod ausliefert. Das gilt nicht als Kriegsakt, sondern als Teil<br />

einer bewußten ‚Friedens’-Politik. ...“ 386<br />

Und im April 1950 erklärte Senator William LANGER vor dem US-Senat:<br />

„Die Massenaustreibung ist eines der größten Verbrechen, an welchem wir direkt<br />

Anteil nahmen. Es ist unglaublich, daß amerikanische Vertreter an diesen gewaltsamen<br />

Massenwanderungen Anteil haben. In der gesamten Geschichte findet sich<br />

nirgends ein so scheußliches Verbrechen aufgezeichnet wie in den Berichten über<br />

die Begebenheiten in Ost- und Mitteleuropa. Schon 15 bis 20 Millionen wurden<br />

von den tausendjährigen Stätten ihrer Vorfahren entwurzelt, in die Qual einer lebendigen<br />

Hölle geworfen oder wie Vieh über die Verwüstungen Osteuropas getrieben.<br />

Frauen und Kinder, Alte und Hilflose, Unschuldige und Schuldige wurden<br />

Greueltaten ausgesetzt, die noch von niemandem übertroffen wurden.“ 387<br />

Die gewaltsame Vertreibung von ca. 20. Mio. Deutschen 388 aus ihrer Heimat, von<br />

Haus und Hof, der damit verbundene Verlust der teilweise über viele Generationen<br />

aufgebauten Existenzgrundlage, stellt für sich schon ein einzigartiges Massenverbrechen<br />

in der europäischen Geschichte dar. Aber nicht nur die außerordentliche Grau-<br />

385 E. Kern, a.a.O. S. 388 f.<br />

386 E. Kern, a.a.O. S. 393<br />

387 Ebda. S. 395, zit. n. Reichenberger: Europa in Trümmern, S. 416<br />

388 16,5 Mio. einheimische Deutsche in allen Vertreibungsgebieten; 2,0 Mio. zugezogene Deutsche aus den<br />

westlichen und mittleren Landesteilen; 1,5 Mio. Rußlanddeutsche

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