11.10.2015 Views

Handbuch-zur-Befreiung

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

DER SEELENMORD AM DEUTSCHEN VOLK 693<br />

noch protokolliert wurde!<br />

Wilhelm DIBOWSKI, der wegen seiner KPD-Mitgliedschaft zwischen Winter<br />

1941/1942 und Februar 1943 in Birkenau einsaß, wußte zwar über Massenvernichtungen<br />

zu berichten, 1188 jedoch ist seine Aussage gespickt mit Redewendungen wie<br />

„unter den Häftlingen wurde danach erzählt”, „später hat man gesprochen”, „weiß<br />

ich aus eigenem Erleben nicht”, „ich habe gehört”, „selbst nie gesehen”, „weiß ich<br />

nicht” „er soll sich gebrüstet haben”, „durch polnische Häftlinge ... war ... bekannt<br />

geworden”, „diese beiden ... haben mir erzählt”, „über Selektionen kann ich nichts<br />

angeben”, „ich weiß auch nur von Hörensagen” „ich kenne keinen”, „aus einem<br />

Buch weiß ich den Namen Mengele”, „weiß ich aber nicht”, „sagt mir nichts”, „es<br />

war im Lager bekannt”, „Näheres darüber kann ich allerdings nicht aussagen”,<br />

„auch hierüber kann ich keine näheren Angaben machen” usw. Über die „Vergasungen“<br />

konnte DIBOWSKI aussagen:<br />

„Über die großen Vergasungen in Birkenau kann ich nichts aussagen, da diese<br />

m.Erachtens, da diese erst nach meiner Zeit in Auschwitz durchgeführt wurden.”<br />

1189<br />

Doch die Massenvernichtung soll nach offizieller Geschichtsschreibung seit Frühjahr<br />

1942 in Birkenau in den Bunkern stattgefunden haben?! Da der Zeuge beim<br />

Aufbau des Lagers Birkenau beschäftigt gewesen war, muß angenommen werden,<br />

daß dieser wußte, was dort vorging. Über die SS in Auschwitz machte DIBOWSKI<br />

folgende Aussage:<br />

„Ich kannte noch den Oscha. [korrekt: Stubaf.] Bischof [Karl BISCHOFF war Leiter<br />

der Zentralbauleitung von Auschwitz und damit DIBOWSKIS damaliger Vorgesetzter],<br />

der bei der Bauleitung war. ... Bischof hat nach 1945 in Essen gewohnt, und<br />

ich [habe] ihn selbst einmal in Essen in seiner Wohnung aufgesucht. Ich besuchte<br />

ihn im Jahr 1950 und er wohnte damals in Essen, Klappstr. 78. Später verzog er<br />

nach Essen-Steele. ... Ich habe einen Nachbarn, der bei der SS-Wachmannschaft<br />

im KZ-Auschwitz war. ... ich kann über ihn nichts Schlechtes sagen, im Gegenteil,<br />

ich kann nur Gutes über ihn sagen.” 1190<br />

Hans RÖHRIG war Kommunist, saß wegen Hochverrats seit 1936 hinter Gittern<br />

und wurde Anfang 1942 nach Birkenau verlegt. Er berichtete, wie einmal ein Wachmann,<br />

der einen Häftling ohne Grund erschossen hatte, von der SS verhaftet und<br />

abgeführt wurde. 1191 Der hier zugrunde liegende SS-Befehl verbot unter schwerer<br />

Strafandrohung die Mißhandlungen von Häftlingen. 1192 Im Juni 1942 wurde RÖHRIG<br />

wegen einer Fleckfieberinfektion arbeitsunfähig, so daß er aussortiert und in das<br />

Krankenhaus des Stammlagers eingewiesen wurde, wo er seine Erkrankung bis zum<br />

August 1942 auskurieren konnte.<br />

1188 Ebda. Bd. 7, S. 1007-1013<br />

1189 G. Rudolf, a.a.O. S. 493<br />

1190 Ebda.<br />

1191 Vernehmung vom 05.03.1959 in Stuttgart, Bd. 7, S. 1127, 1129<br />

1192 Der Inspekteur der Konz.-Lager und Führer der SS-Totenkopfverbände, Berlin, den 4. Juni 1937,<br />

Befehlsblatt SS-TV/IKL Nr. 5, Mai 1937, Nr. 29: Mißhandlung von Häftlingen, Strenge Behandlung<br />

von Mißhandlungen, Degradierung, Ausschluß, Strafgericht.

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!