11.10.2015 Views

Handbuch-zur-Befreiung

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

DIE REALISIERUNG DER ALLIIERTEN KRIEGSZIELE 57<br />

gerste und 17,2% für Kartoffeln, 26,0% der Steinkohle, 68% der Zinkerze und<br />

-hütten sowie 75% der Eisenerze und -hütten.<br />

2. Geld- und Sachleistungen:<br />

Der sogenannte Wiedergutmachungsausschuß setzte am 27.04.1921 die Höhe<br />

der deutschen Zahlungen auf 132 Mrd. Goldmark 158 fest. Die Goldmenge einer<br />

Gold- oder Reichsmark beträgt bzw. entspricht ca. 0,36 g Gold. 132 Mrd.<br />

Goldmark entsprächen damit 47.520 Tonnen Gold 159 . Bei einem Goldpreis 160<br />

von 400 USD pro Feinunze (31 g) Gold und einem Dollarkurs 161 von 0,9 Euro,<br />

entsprächen 132 Mrd. RM 552 Mrd. Euro. Bedenkt man ferner, daß die Wirtschaftsleistung<br />

des Deutschen Reiches 1925 etwa 1 / 20 -stel der des Jahres 2005<br />

betrug, der Außenhandel bei einem Exportvolumen von 8,5 Mrd. RM (35,5<br />

Mrd. Euro) ein Defizit von 3 Mrd. RM (12,5 Mrd. Euro) aufwies, ist ersichtlich,<br />

wie unverhältnismäßig, ja geradezu irrsinnig, diese Forderung gewesen<br />

ist.<br />

Zusätzlich wurde das gesamte staatliche und private Auslandsvermögen eingezogen,<br />

und 90% der deutschen Handelsflotte (530 Mio. Br.Reg.-Tonnen), 1 / 4<br />

der Fischereifahrzeuge wie auch 1 / 5 des Flußfahrzeugparks mußten abgegeben<br />

werden. Ferner als unmittelbare Abschlagslieferung 700 Zuchthengste, 40.000<br />

Stuten, 4.000 Stiere, 140.000 Milchkühe, 40.000 Färsen, 1.200 Böcke, 120.000<br />

Schafe, 10.000 Ziegen und 15.000 Mutterschweine. Weiterhin sollten jährlich<br />

43 Mio. Tonnen Kohle sowie Kohlenebenerzeugnisse geliefert werden. Als<br />

Folge ging es mit der deutschen Wirtschaft bergab und die Währung brach zusammen.<br />

Um die deutschen Zahlungen zu retten, wurde 1924 durch den amerikanischen<br />

Bankier Dawes eine Festsetzung der Leistungsfähigkeit erwirkt.<br />

Deutschland erhielt daraufhin eine Anleihe von 800 Mio. Goldmark, die die<br />

Währung stabilisieren sollte. Die „Reparationszahlungen“ wurden dann als<br />

Jahressummen in 5 Jahren von 1 auf 2,5 Mrd. ansteigend, dann gleichbleibend<br />

ohne Angabe einer Endsumme festgesetzt. Als die Leistung „Reparationszahlungen“<br />

wieder fraglich wurde, waren die Amerikaner mit dem YOUNG-Plan 162<br />

(1929) <strong>zur</strong> Stelle. Dieser Zahlungsplan erstreckte sich hierbei über die Dauer<br />

von 59 Jahren mit durchschnittlich 2 Mrd. Goldmark pro Jahr. Auch dieser<br />

Plan erwies sich als utopisch, und der deutschen Wirtschaft drohte der Zusammenbruch.<br />

So kam man über den Hoover-Plan 163 (Schulden-Freijahr) zum<br />

158 Für Frankreich hatte Loucheur die Wiederaufbaukosten mit 75 Mrd. FF bzw. 60 Mrd. RM errechnet.<br />

Das französische statistische Jahrbuch dagegen weist für den gesamten Gebäudebesitz Frankreichs vor<br />

dem Krieg den Wert von 47,6 Mrd. FF aus, wobei die Kriegszerstörungen nur 4% der bebauten Fläche<br />

betrafen.<br />

159 Das Weltgoldvorkommen beläuft sich auf etwa 55.000 Tonnen.<br />

160 Oktober 2005: 475 USD<br />

161 Oktober 2005: 0,85 USD<br />

162 Benannt nach dem amerikanischen Wirtschaftsexperten Owen D. Young.<br />

163 Auch als Hoover-Moratorium bekannte Erklärung des US-Präsidenten Herbert C. Hoover vom 20. Juni<br />

1931, die internationalen Zahlungsverpflichtungen für ein Jahr auszusetzen.

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!