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Handbuch-zur-Befreiung

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DER SEELENMORD AM DEUTSCHEN VOLK 645<br />

Blausäure (in Wasser gelöster Cyanwasserstoff), wobei als Trägermaterial neben<br />

Cellulose auch Diatomeenerde (Kieselgur) und später im wesentlichen Gipskörner<br />

verwendet wurde.<br />

Reine Blausäure hat einen niedrigen Siedepunkt<br />

(25,7 °C), verdunstet also bei Raumtemperatur<br />

rasch und ist zudem hochentzündlich. Flüssige<br />

Blausäure ist daher für den massenhaften Einsatz<br />

als Schädlingsbekämpfungsmittel ungeeignet. Zum<br />

einen wären der Transport und die Anwendung viel<br />

zu gefährlich, zum andern wäre die Dosierung zu<br />

Einstellung der gewünschten Gaskonzentration<br />

äußerst problematisch. Aus diesem Grund hat man<br />

ein geeignetes Substrat gewählt, welches nicht nur<br />

einen relativ ungefährlichen Transport, Lagerung<br />

und Anwendung ermöglicht, sondern auch, je nach<br />

Größe des zu begasenden Objektes, eine präzise<br />

Dosierung ermöglicht und dabei, aufgrund der<br />

Abbildung 33: Zyklon B<br />

relativ langsamen Ausgasung, eine gleichmäßige<br />

Durchgasung erlaubt.<br />

Einer der gefährlichsten Schädlinge, die mit Zyklon B bekämpft wurden, waren<br />

Läuse als Hauptüberträger des epidemische Fleckfiebers oder Flecktypus. An der<br />

Stichstelle kommt es häufig zu Juckreiz und einer blauschwarzen Färbung. Die<br />

Inkubationszeit beträgt 10-14 Tage. Dann kann es zu hohem Fieber, einem aufgedunsenen<br />

roten Gesicht, Kopf- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost und Bewußtseinsstörungen<br />

(wenn das Gehirn mit betroffen ist) kommen. Diese Seuche forderte, vor<br />

allem in Osteuropa sowohl im Ersten wie auch im Zweiten Weltkrieg, ungezählte<br />

Todesopfer unter Zivilisten, Soldaten sowie unter den Insassen aller Lager, insbesondere<br />

Kriegsgefangenen- und Konzentrationslager. Die Entlausung von Decken,<br />

Matratzen, Kleidung und Unterkünften sowie der Lagerinsassen und der Wachmannschaft<br />

war demnach eine absolut lebensnotwendige Maßnahme. Dies erklärt auch,<br />

warum die Lagerverwaltungen Hinweise wie „Eine Laus – dein Tod“ oder „Halte<br />

dich sauber“ an den Wänden der Duschräume anbringen ließ. Es besteht unter den<br />

allgemein anerkannten Historikern offenbar auch keine Uneinigkeit darüber, daß<br />

Zyklon B in den Konzentrationslagern des Dritten Reiches in großem Umfang <strong>zur</strong><br />

Weltkrieg 1914/1918, Band VII Hygiene, J. A. Barth Verlag, Leipzig 1922, besonders S. 266 ff.: Sanierungsanstalten<br />

an der Reichsgrenze; R. Wohlrab: Flecktyphusbekämpfung im Generalgouvernement,<br />

Münchner Medizinische Wochenschrift 89(22) (1942) 483-488; W. Hagen: Krieg, Hunger und Pestilenz<br />

in Warschau 1939-1943, Gesundheitswesen und Desinfektion 65(8) (1973) 115-127; Ebda. 65(9) (1973)<br />

129-143; G. Peters, Die hochwirksamen Gase und Dämpfe in der Schädlingsbekämpfung, F. Enke Verlag,<br />

Stuttgart 1942; DEGESCH, Acht Vorträge aus dem Arbeitsgebiet der DEGESCH, 1942, S. 47;<br />

Dokument NI-9098 im Nürnberger Prozeß, Eigenschaftstabelle der von der DEGESCH verwendeten<br />

gasförmigen Insektizide/Rottizide; H. Kruse, Leitfaden für die Ausbildung in der Desinfektion und<br />

Schädlingsbekämpfung, Muster-Schmidt, Göttingen 1948; H. Kliewe, Leitfaden der Entseuchung und<br />

Entwesung, F. Enke Verlag, Stuttgart 1951.

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