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Handbuch-zur-Befreiung

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DIE REALISIERUNG DER ALLIIERTEN KRIEGSZIELE 97<br />

nicht gekannt hat. ... Wenn meine kolonialen Forderungen – die begrenzt sind und<br />

für deren Regelung ich erforderlichenfalls vernünftige Fristen einräumen werde –<br />

erfüllt werden; wenn gleichermaßen meine freundschaftlichen Beziehungen zu Italien<br />

nicht tangiert werden – denn ich fordere von England auch nicht die Preisgabe<br />

seiner Verpflichtungen gegenüber Frankreich –, dann bin ich bereit, mit England<br />

Abmachungen zu treffen, die nicht nur unter allen Umständen die Existenz<br />

des Britischen Reiches garantieren würden, sondern denen zufolge Deutschland<br />

dem Britischen Reich Hilfe leisten würde, ganz gleich, wo immer eine solche Hilfe<br />

erforderlich sein sollte. Ich füge hinzu, daß ich nicht einmal eine Grenzkorrektur<br />

im Westen verlangen werde. Diese Grenzen sind ein für allemal durch den Bau<br />

des Westwalls festgelegt worden. Wenn die britische Regierung mein Angebot annähme,<br />

so kann sich daraus ein Segen für Deutschland und auch für das Britische<br />

Weltreich ergeben. Wenn sie aber diese Gedanken unglücklicherweise ablehnen<br />

sollte, wird es Krieg geben, einen Krieg, aus dem England nur geschwächt hervorgehen<br />

kann, wie schon der letzte Krieg gezeigt hat.“ 235<br />

Aber auch dieses Gespräch mit HENDERSON blieb ergebnislos, und HITLER beendete,<br />

daß er zu einem Abkommen mit Polen nur die (öffentliche) Geste Großbritanniens<br />

benötige, daß seine Vorschläge nicht unvernünftig seien. 236<br />

Noch am Nachmittag des 25. August wurde in Berlin bekannt, daß Großbritannien<br />

am selben Tag den schon am 6. April grundsätzlich vereinbarten Beistandspakt mit<br />

Polen abgeschlossen hatte. Ebenfalls an diesem Tage erklärte sich Italien für nicht<br />

kriegsbereit, was ein klares Signal an Frankreich darstellte. Denn im Falle eines<br />

militärischen Konflikts mit Deutschland hätte Frankreich keine direkten militärischen<br />

Auseinandersetzungen im Süden mehr befürchten müssen, so daß es nahezu seine<br />

gesamten Landstreitkräfte an der Grenze zu Deutschland konzentrieren konnte. Auch<br />

wenn Frankreich sich im militärstrategischen Sinne wohl kaum auf eine solche<br />

Aussage Italiens verlassen konnte, schwächte dies aber die diplomatische Position<br />

Deutschlands außerordentlich, was eigentlich einem Verrat Italiens gleichkam. Um<br />

17:30 Uhr empfing dann HITLER den französischen Botschafter COULONDRE und gab<br />

folgende Erklärung:<br />

„Wie ich Ihnen schon gesagt habe, hege ich keine feindseligen Gefühle gegen<br />

Frankreich. Ich habe persönlich auf Elsaß-Lothringen verzichtet und die deutschfranzösische<br />

Grenze anerkannt. Ich will keinen Konflikt mit Ihrem Land. ... Infolgedessen<br />

ist mir der Gedanke, daß ich Polens wegen mit Frankreich kämpfen<br />

müßte, außerordentlich schmerzlich. Die polnischen Herausforderungen haben<br />

jedoch eine Lage für das Reich geschaffen, die nicht länger andauern kann.<br />

Ich habe vor mehreren Monaten Polen, als ich die Rückkehr Danzigs und einen<br />

schmalen Gebietsstreifen als Verbindung dieser Stadt mit Ostpreußen forderte,<br />

außerordentlich vernünftige Vorschläge gemacht. Aber die durch die britische<br />

Regierung gegebene Garantie hat die polnische Unnachgiebigkeit geweckt. Die<br />

235 Britisches Blaubuch, Doc.No. 68, sowie Akten <strong>zur</strong> deutschen Auswärtigen Politik 1918-1945, Serie D,<br />

Bd. VII, Dok.Nr. 265, W. Post, a.a.O. S. 386<br />

236 Britisches Blaubuch, Doc.No. 69

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