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Handbuch-zur-Befreiung

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408 KOMM HEIM! – KOMM HEIM INS REICH!<br />

verfügen heißt, so etwas wie weitere Menschen in sich zu haben. 676 Je näher uns eine<br />

Person steht, desto präziser ist auch ihr Resonanzmuster in uns gespeichert, so daß es<br />

von Familie über Sippe, Volksstamm, Volk bis hin zu einer anderen Rasse immer<br />

diffuser wird, bis es sich schließlich in ein ganz allgemeines und äußerst grobes<br />

Muster auflöst.<br />

Aber auch die neurobiologische und psychische Repräsentation des eigenen Selbst<br />

bezieht ihr Wissen über sich selbst keineswegs nur aus eigenen Quellen, sondern auch<br />

aus der Summe jahrelanger Rückmeldung, wie andere uns erleben und für was sie uns<br />

halten. Unser Selbst und, neben ihm, die Repräsentationen anderer, die wir in uns<br />

etabliert haben, zeigen also eine merkwürdige Tendenz, aufeinander abzufärben, was<br />

letztlich die Voraussetzung für das Entstehen von regional unterschiedlichen Kulturräumen<br />

und entsprechender Volksgruppen gewesen ist. Professor BAUER führt dazu<br />

aus, daß das System der Spiegelneurone eine besonders bedeutsame Funktion für die<br />

Entwicklung des Menschen und seiner Kulturen (gehabt) haben dürfte: eine sowohl<br />

innerhalb der gleichen Art als auch eine über die Generationen hinweg mögliche<br />

Konservierung und Weitergabe von Wissensbeständen. Die Möglichkeit, mit den<br />

Spiegelneuronen ein in jedem Individuum vorhandenes, aber zugleich auch allen<br />

gemeinsames neurobiologisches Format nutzen zu können, bedeutet, daß ein gemeinsamer<br />

Pool von Programmen <strong>zur</strong> Verfügung steht. Diese Programme sind auf Erfahrung<br />

basierende Sammlungen von Wissen. Die Spiegelsysteme sind eine Art Gedächtnis<br />

der Menschheit: In den Hunderttausenden von Jahren vor der Erfindung<br />

von Schrift, Buch und Internet waren diese Wissensbestände gleichsam lebende<br />

Bibliotheken, die – dank dem System der Spiegelneurone – über Resonanz und<br />

„Lernen am Modell“ von einer Generation an die nächste weitergegeben werden<br />

konnten. Eine solche Weitergabe war bereits zu einer Zeit möglich, als es noch keine<br />

Sprache gab, denn der im Spiegelsystem verankerte Resonanzmechanismus funktioniert<br />

vorsprachlich. Das System der Spiegelneurone dürfte aber eine entscheidende<br />

Voraussetzung für die Entwicklung der menschlichen Sprache – und damit der unterschiedlichen<br />

Kulturen – gewesen sein, da diese Vorstellungen über Abläufe und<br />

Sequenzen beschreibt, die im System der Spiegelneurone als Programme gespeichert<br />

sind. 677 Was HERDER schon vor über 200 Jahren mit „Völker sind Gedanken Gottes“<br />

ausdrückte, ist nun in der Neurobiologie wissenschaftlich nachgewiesen worden. Mit<br />

dem System der Spiegelneurone stehen den Individuen ein gemeinsames neurobiologisches<br />

Format <strong>zur</strong> Verfügung, daß eine Menge Programme <strong>zur</strong> Verfügung stellt, die<br />

eine auf Erfahrung basierende Sammlung von Wissen ist, und die über Generationen<br />

– unter Voraussetzung einer gewissen Kontinuität – weitergegeben werden kann.<br />

Aufgrund der über Jahrhunderte und Jahrtausende gemachten unterschiedlichen<br />

Erfahrungen in der Geschichte der Völker und Rassen sind ihre Gedächtnisinhalte<br />

entsprechend unterschiedlich, und aus unterschiedlichen Gedächtnisinhalten folgen<br />

unterschiedliche Gedanken: „Völker sind Gedanken Gottes“.<br />

Die Erfahrung aber, aus einer menschlichen Gemeinschaft ausgestoßen zu sein,<br />

aus dem sozialen Resonanzraum herauszufallen, hat zudem ernste nachgewiesene<br />

676 Ebda. S. 86<br />

677 Ebda. S. 168 f.

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