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Handbuch-zur-Befreiung

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740 KOMM HEIM! – KOMM HEIM INS REICH!<br />

Deutschen <strong>zur</strong> Demokratie beteiligt.“ So entstand denn auch die erste Gesellschaft für<br />

Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, gegründet im Juli 1948 in München, „auf<br />

Anregung der Amerikaner“. Den Koordinierungsrat gibt es seit November 1949. Als<br />

besonders wichtig wertet die Gesellschaft ihre Erfolge bei der „Revision des christlichen<br />

Religionsunterrichts“, der „Überwindung von Antijudaismus in Theologie und<br />

Kirche“, der „Anerkennung Israels“, der „Aussetzung der Verjährung von NS-<br />

Verbrechen“, und daß sie sich „immer wieder für eine angemessene ‚Wiedergutmachung’<br />

an den Überlebenden des Holocaust“ eingesetzt hat.<br />

Die Ziele und Aufgaben will die Gesellschaft im „Wissen von der historischen<br />

Schuld“ verwirklicht sehen, wobei sie „sich der bleibenden Verantwortung angesichts<br />

der in Deutschland und Europa von Deutschen und in deutschem Namen<br />

betriebener Vernichtung jüdischen Lebens“ stellen will. Daher will sich die GCJZ<br />

insbesondere einsetzen für die „Erinnerung an die Ursprünge und Zusammenhänge<br />

von Judentum und Christentum“, eine „Selbstbesinnung in den christlichen Kirchen<br />

hinsichtlich der in ihnen theologisch begründeten und geschichtlich verbreiteten<br />

Judenverachtung und Judenfeindschaft“, die „Entfaltung freien, ungehinderten<br />

jüdischen Lebens in Deutschland“ und für die „Solidarität mit dem Staat Israel als<br />

jüdischer Heimstätte“. Und würden sich entschieden gegen „Alle Formen der Judenfeindschaft,<br />

religiösen Antijudaismus, rassistischen und politischen Antisemitismus<br />

sowie Antizionismus, Rechtsextremismus und seine Menschenverachtung“ und gegen<br />

„Diskriminierung 1361 von einzelnen und Gruppen aus religiösen, weltanschaulichen,<br />

politischen, sozialen und ethnischen Gründen“ wenden. 1362<br />

Wie das aussieht, konnte man im Fall MÖLLEMANN beobachten, wo die FDP vom<br />

Koordinierungsrat aufgefordert wurde, „deutlich ihr Fehlverhalten gegenüber dem<br />

Zentralrat der Juden und dessen Vizepräsidenten Michel Friedman einzugestehen“<br />

1363 . Wenn es irgendwie gegen Israel geht oder auch nur zu gehen scheint, bilden<br />

die Gesellschaften mit all ihren Vertretern aus Politik, Verwaltung, Religion und<br />

Medien eine geschlossene Phalanx. Beispielhaft hierfür können ihre Reaktionen auf<br />

die christliche Gottesdienstordnung des „Weltgebetstages der Frauen 2003“ angeführt<br />

werden. Weil darin das Gebet einer Palästinenserin vorkam, die den lieben Gott um<br />

Hilfe bei der Rückkehr in „unsere rechtmäßige Heimat“ ersuchte, wurde Protest<br />

erhoben: Bei der Fürbitte handele es sich um „Desinformation“, und die gebetsmäßige<br />

Verurteilung „der Besetzung des Landes der Palästinenser“ sei, so befanden die<br />

Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, „eine Position, die darauf<br />

hinausläuft, das Existenzrecht des Staates Israel in Frage zu stellen“. Vom deutschen<br />

Weltgebetstagskomitee sei „diese Tendenz sogar noch verstärkt“ worden, denn es<br />

habe angeregt, Altäre mit Hausschlüsseln zu schmücken, wie sie als Symbol für die<br />

alte Heimat von Familien palästinensischer Flüchtlinge aufbewahrt werden. Empörter<br />

Kommentar des Koordinierungsrates: „Man stelle sich das Schlüsselsymbol einmal<br />

auf dem Altar eines Gotteshauses in der Bundesrepublik Deutschland vor, in dem das<br />

Schicksal der nach 1945 vertriebenen Sudetendeutschen bzw. ihrer Nachkommen<br />

1361 Von diskret [lat.] abgetrennt, diskriminieren: unterscheiden, gegeneinander abgrenzen<br />

1362 http://www.deutscher-koordinierungsrat.de/index.php<br />

1363 D. Korn, a.a.O. S. 189

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