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Handbuch-zur-Befreiung

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662 KOMM HEIM! – KOMM HEIM INS REICH!<br />

immer. ‚die sich im Altreich befindlichen [...]’: Deutsch ist eine schwere Sprache.“<br />

1076<br />

NEY weist auch auf einen sachwidrigeren Inhalt hin:<br />

„‚[...] werden die [...] Juden straßenbauend in diese Gebiete geführt’: auf diese<br />

Weise wurde keine einzige Straße gebaut!<br />

’Im Zuge dieser Endlösung [...] kommen rund 11 Millionen Juden in Betracht.’<br />

Selbst die herrschende Meinung geht davon aus, daß niemals mehr als 7 Mio. Juden<br />

im Zugriffsbereich Hitlers waren. Tatsächlich waren es sogar nur etwa 2,5<br />

Millionen.<br />

‚[...] teilte Heydrich eingangs seine Bestellung zum Beauftragten für die Vorbereitung<br />

der Endlösung [...] durch den Reichsmarschall mit’: Göring hatte die Macht,<br />

Heydrich in einen Posten seiner Wahl zu setzen, aber das hätte er selbstverständlich<br />

auf dem Dienstwege getan. Heydrichs Vorgesetzter war Himmler, und nur auf<br />

Himmlers Anordnung konnte Heydrich zu irgend etwas ernannt (nicht ‚bestellt’)<br />

werden.<br />

‚Mit der Endlösung im Generalgouvernement zu beginnen, weil hier das Transportproblem<br />

keine übergeordnete Rolle spielt [...] Juden müßten so schnell wie<br />

möglich aus dem Gebiet des Generalgouvernements entfernt werden’: So schnell<br />

wie möglich entfernen und straßenbauend hinführen widerspricht sich. Niemand<br />

widersprach. Offenbar hatte Deutschland als Staatssekretäre nur Schwachsinnige<br />

aufzubieten! ...<br />

‚Der Beginn der einzelnen Evakuierungsaktionen wird weitgehend von der militärischen<br />

Entwicklung abhängig sein.’ Diese Aussage ist falsch, denn bereits seit<br />

dem Oktober 1941 liefen Evakuierungstransporte von Juden aus dem Reichsgebiet<br />

inklusive dem Protektorat Böhmen und Mähren gen Osten, wie es übrigens im ersten<br />

Einladungsschreiben Heydrichs <strong>zur</strong> Wannsee-Konferenz explizit ausgeführt<br />

wird.<br />

‚Die berufsständische Aufgliederung der im europäischen Gebiet der UdSSR ansässigen<br />

Juden war etwa folgende [...]’: Das verrät eindeutig den Jahre später<br />

wirkenden Fälscher; <strong>zur</strong> Zeit der Wannseekonferenz hätte man nicht ‚war’, sondern<br />

‚ist’ geschrieben.“<br />

Während für stilistische oder sachliche Unstimmigkeiten die eine oder andere notdürftige<br />

Erklärung gefunden werden könnte, gibt es für folgenden Umstand keine<br />

Erklärung: Sowohl vom Begleitschreiben als auch vom Protokoll gibt es nachweislich<br />

zwei unterschiedliche Versionen. Bei beiden Versionen handelt es sich angeblich um<br />

das bisher einzig bekannte vollständig überlieferte Exemplar Nummer 16 von insgesamt<br />

30 Ausfertigungen. Die eine Version des „Protokolls“ wurde von Robert<br />

KEMPNER, einem in den 1930er Jahren nach Amerika emigrierten deutschen Juden<br />

„gefunden“. KEMPNER, der Ankläger beim Nürnberger Wilhelmstraßen-Prozeß war,<br />

machte aber keine näheren Angaben zu den Umständen dieses brisanten Fundes, und<br />

veröffentlichte es als Faksimile in seinem 1961 erschienenen Buch. 1077 Trotz der nie<br />

1076 J.P. Ney, a.a.O. S. 172<br />

1077 Robert M. W. Kempner: Eichmann und Komplizen, Europa Verlag Zürich 1961

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