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Handbuch-zur-Befreiung

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644 KOMM HEIM! – KOMM HEIM INS REICH!<br />

der Krematorien II und III das Zyklon B durch Öffnungen eingebracht worden sein,<br />

welche jedoch erst nachträglich durch den Stahlbeton gemeißelt wurden.<br />

Den <strong>zur</strong> „Vergasung“ bestimmten Opfern sei gesagt worden, daß sie aus hygienischen<br />

Gründen duschen und ihre Kleider desinfiziert werden müßten. Die Opfer<br />

sollen sich dann – teils in speziellen Gebäuden, teils im Freien – ausgezogen haben,<br />

manchmal mit Seife und Handtüchern ausgestattet und so in die „Gaskammer“ geführt<br />

bzw. getrieben worden sein, von denen einige mit falschen Duschköpfen ausgerüstet<br />

gewesen wären, um die Opfer irrezuführen. Nachdem die Türen verschlossen<br />

wurden, sei das Pestizid Zyklon B eingeworfen worden, und innerhalb weniger Augenblicke<br />

bzw. Minuten seien alle Menschen tot gewesen. Nach einer knappen<br />

Viertelstunde seien die Türen dann wieder geöffnet worden, und sogenannte Sonderkommandos<br />

hätten angefangen, die Leichen aus der Kammer zu ziehen. Manchmal<br />

hätten diese Männer Gasmasken getragen, manchmal nicht. Dann seien den Leichen<br />

die Haare geschoren und die Goldzähne gezogen worden, bevor man sie anschließend<br />

entweder zu den Öfen oder zu den Verbrennungsgruben gebracht habe. Um die vielen<br />

Leichen zu bewältigen, hätte man die Öfen auch mit mehreren Leichen auf einmal<br />

beladen – bis zu acht Stück pro Muffel. Dabei wären dicker schwarzer Rauch und<br />

Flammen aus den Krematoriumskaminen und aus den riesigen Verbrennungsgruben<br />

gestiegen. Die ganze Umgebung des Lagers sei daher in den Rauch und Gestank<br />

brennenden Fleisches gehüllt gewesen. Insbesondere zwischen Mai und Spätsommer<br />

1944 sollen so täglich bis zu 10.000 und mehr Juden ermordet worden seien, wobei<br />

die meisten davon im Freien (rückstandslos) verbrannt worden seien.<br />

Soweit die offizielle Geschichte der Judenvernichtung in Auschwitz. Nachfolgend<br />

werden die Tatwerkzeuge, das Insektizid Zyklon B, die Gaskammern, die Krematorien<br />

und die Verbrennungsgruben näher beschrieben.<br />

Zyklon B<br />

Zyklon B war ein von der in Frankfurt/Main ansässigen Firma DEGESCH produziertes<br />

und lizenziertes Präparat, das bis <strong>zur</strong> Einführung von DDT nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg das wirksamste aller damals bekannten Schädlingsbekämpfungsmittel<br />

gewesen ist. Seit den frühen 1920er Jahren bis zum Ende des 2. Weltkrieges wurde es<br />

von Kammerjägern zunehmend weltweit <strong>zur</strong> Bekämpfung aller möglichen Schädlinge<br />

eingesetzt: In Lebensmittellagern, Kornsilos, Großraumtransportmitteln (Züge,<br />

Schiffe), öffentlichen Gebäuden, Kasernen, Kriegsgefangenenlagern, Konzentrationslagern.<br />

1034 Dabei handelt es sich um von einem Trägermaterial aufgesaugte flüssige<br />

1034 Vgl.: G. Peters, E. Wüstinger: Entlausung mit Zyklon Blausäure in Kreislauf-Begasungsanlagen,<br />

Zeitschrift für hygienische Zoologie und Schädlingsbekämpfung, 10/11 (1941); F. Puntigam, H. Breymesser,<br />

E. Bernfus, Blausäuregaskammern <strong>zur</strong> Fleckfieberabwehr, Sonderveröffentlichung des Reichsarbeitsblattes,<br />

Berlin 1943, S. 35 ff. O. Hecht: Blausäuredurchgasungen <strong>zur</strong> Schädlingsbekämpfung, Die<br />

Naturwissenschaften 16(2) (1928) 17-23; G. Peters, Blausäure <strong>zur</strong> Schädlingsbekämpfung, Ferdinand<br />

Enke Verlag, Stuttgart 1933; G. Peters, W. Ganter: Zur Frage der Abtötung des Kornkäfers mit Blausäure,<br />

Zeitschrift für angewandte Entomologie 21(4) (1935) 547-559; F.E. Haag, Lagerhygiene, Taschenbuch<br />

des Truppenarztes, Band VI, F. Lehmanns Verlag, München 1943; W. Dötzer: Entkeimung,<br />

Entwesung und Entseuchung, in: J. Mrugowsky [Hrsg.], Arbeitsanweisungen für Klinik und Laboratorium<br />

des Hygiene-Institutes der Waffen-SS, Heft 3, Urban & Schwarzenberg, Berlin 1944; F. Puntigam:<br />

Die Durchgangslager der Arbeitseinsatzverwaltung als Einrichtungen der Gesundheitsvorsorge, Gesundheitsingenieur<br />

67(2) (1944) 47-56; O. von Schjerning, <strong>Handbuch</strong> der Ärztlichen Erfahrungen im

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