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Handbuch-zur-Befreiung

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514 KOMM HEIM! – KOMM HEIM INS REICH!<br />

dem althochdeutschen „diutisk“ für „Volk“ und „volkstümlich“.<br />

In der deutschen Romantik erhob sich der Volksgeist gegen den westlichkapitalistischen<br />

Händlergeist. Während der liberale Kapitalismus Englands den<br />

Menschen zum „homo oeconomicus“ und damit zu einer jederzeit und überall<br />

verhökerbaren Ware degradiert, betont die deutsche Romantik die Würde und<br />

Bestimmung des Menschen als Kulturwesen. Diese Rolle kann der Mensch<br />

aber nur im Rahmen einer festen bodenständigen Verwurzelung in Volk und<br />

Heimat ausfüllen. In diesem Sinne spricht die deutsche Romantik nicht von<br />

„Arbeiter- und Verbrauchermassen“, sondern von den „Völkern als Gedanken<br />

Gottes“ (HERDER), nicht vom „Weltmarkt“, sondern vom „Kulturellen Blumengarten<br />

der Völker“, auch nicht von „Investitionsstandorten“ und „Gewerbegebieten“,<br />

sondern von „Heimat“ und „Vaterland“.<br />

5. Ausgehend vom Volksgedanken bekämpfte die „Deutsche Volkswirtschaftliche<br />

Schule“ vor der Jahrhundertwende die handelsimperialistischen Absichten<br />

Englands, allen Völkern der Erde ihr kapitalistisches Gesetz unter dem scheinwissenschaftlichen<br />

Vorwand einer angeblichen Allgemeingültigkeit aufzuzwingen.<br />

An die Stelle des Rationalismus, Schematismus und Dogmatismus<br />

der „klassischen Nationalökonomie“ anglo-kapitalistischer Ideologen setzte<br />

die Deutsche Volkswirtschaftliche Schule die historische Methode, die alle kulturellen<br />

Formen einschließlich der Wirtschaft aus den geschichtlichen Bedingungen<br />

der Völker erklärt und die Einmaligkeit und Individualität der Volkspersönlichkeiten<br />

betont. Aus diesem Grunde lehnte die Deutsche Volkswirtschaftliche<br />

Schule internationale Einheitsrezepte für alle Völker ab, insbesondere<br />

wenn sich hinter ihnen nicht etwa Weltverbesserungswahn, sondern handfeste<br />

imperialistische Absichten <strong>zur</strong> wirtschaftlichen Kolonisierung der Völker<br />

durch Freihandel und internationale Arbeitsteilung verbargen. Demnach hat<br />

jedes Volk das Recht, seine Wirtschafts- und Sozialordnung nach eigenen nationalen<br />

Interessen und Bedingungen zu gestalten. Jedes Volk hat aber auch<br />

die Pflicht, sich jedem von internationalen Kapitalisten beherrschten Weltausbeutungssystem<br />

zu verweigern.<br />

Während MARX seine Wirtschaftstheorie im Sinne eines internationalen Klassensozialismus<br />

aus der in England entwickelten „klassischen Nationalökonomie“<br />

(besser: imperialistische Weltökonomie) ableitete, entwarfen Deutsche<br />

wie Johann Gottlieb Fichte (1800 „Der geschlossene Handelsstaat“), Friedrich<br />

LIST (1840 „Das nationale System der politischen Ökonomie“) und Otto von<br />

GIERKE (1868 „Das deutsche Genossenschaftsrecht) schlüssige Konzepte einer<br />

nationalen und sozialen Volkswirtschaft.<br />

In seinem „System der nationalen Ökonomie“ entlarvt Friedrich LIST den<br />

händlerischen Ungeist der liberalkapitalistischen Wirtschaftstheorien von<br />

Adam SMITH und David RICARDO [J]. Nach deren Meinung (bereits vorgeprägt<br />

durch David HUME 1691) wird der Wert der Güter nicht durch ihren Gebrauchs-,<br />

sondern durch ihren Tauschwert bestimmt. Demnach sei also nicht<br />

die werteschaffende Arbeit, sondern der wertevermittelnde Handel das Wesentliche.<br />

Entscheidend sei auch nicht, ob Güter sittlich oder unsittlich, nütz-

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