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Handbuch-zur-Befreiung

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DIE REALISIERUNG DER ALLIIERTEN KRIEGSZIELE 49<br />

etwa 150-200 Jahren wurden so ganz Lothringen (1766) und das Elsaß (1798) stückweise<br />

von Frankreich annektiert.<br />

Vom Mittelalter bis 1870 hatte Frankreich etwa dreißig Angriffskriege, schwere<br />

Raubzüge und Überfälle gegen Deutschland unternommen. NAPOLEON III., der sich<br />

zum Kaiser ausgerufen hatte, verhandelte mit Österreich und Italien, um gemeinsam<br />

gegen Preußen bzw. gegen die Reichseinigung unter Preußen vorzugehen. 1870 boten<br />

die Spanier einem Hohenzollernprinzen die Krone an, Frankreich erhob sofort Einspruch,<br />

WILHELM von Preußen veranlaßte daraufhin den Prinzen, entgegen dem<br />

Anraten BISMARCKS, der den Krieg mit Frankreich für unvermeidlich hielt, <strong>zur</strong>ückzutreten.<br />

Der französischer Botschafter Vincent Graf von BENEDETTI forderte darüber<br />

hinaus einen Verzicht auf solche oder ähnliche Pläne auch für die Zukunft. WILHELM<br />

wies dies <strong>zur</strong>ück, bzw. brach die Verhandlung aufgrund unverschämten Verhaltens<br />

BENEDETTIS ab. Der Geheimrat Heinrich ABEKEN telegrafierte daraufhin BISMARCK<br />

über die Vorgänge, der wiederum dieses Telegramm wirkungsvoll gekürzt veröffentlichte,<br />

was als die „Emser Depesche“ 137 in die Geschichte einging. Frankreich bzw.<br />

NAPOLEON III. nahm das dann zum Anlaß, Preußen am 19. Juli den Krieg zu erklären.<br />

Die Kriegswilligkeit der französischen Seite ist bei einem solchen Kriegsanlaß eigentlich<br />

offensichtlich, dennoch ist dieser Krieg als BISMARCKS Krieg, als ein von<br />

Deutschland provozierter, also verschuldeter Krieg in die Geschichte eingegangen.<br />

Bekanntlich endete der Krieg 1871 in Versailles mit Ausrufung des Königs von<br />

Preußen zum Deutschen Kaiser, die Geburtsstunde des II. Reiches, bzw. am 10. Mai<br />

mit dem Friedensschluß in Frankfurt. Frankreich mußte die beiden deutschen Länder<br />

138 <strong>zur</strong>ückgeben und wurde <strong>zur</strong> Zahlung einer Kriegsentschädigung (40.000<br />

deutsche Kriegstote) von 5 Mrd. Franken bzw. 4 Mrd. Mark verpflichtet. Zum Vergleich:<br />

In den Folgejahren bis zum nächsten Krieg vergab Frankreich an Rußland<br />

Kredite (<strong>zur</strong> Aufrüstung) von mehr als 20 Mrd. Franken. Das Reich sah sich von<br />

Anfang an Todfeinden gegenüber, feindselige Äußerungen, sogar Alarmzustände<br />

waren keine Seltenheit, und mit den historischen Erfahrungen ist es verständlich, daß<br />

Stimmen im Generalstab – wie Moltke – forderten, den „Verzicht auf grundsätzliche<br />

Friedlichkeit <strong>zur</strong> Beseitigung der großen Gefahr“, ggf. einen Präventivkrieg zu<br />

führen; Deutschland hielt dennoch stets am Frieden fest.<br />

137 Vom Bundeskanzler Graf von Bismarck redigierte Pressefassung des Abekenschen Telegramms aus<br />

Ems: „Berlin, den 13. Juli 1870: Nachdem die Nachrichten von der Entsagung des Erbprinzen von Hohenzollern<br />

der Kaiserlich Französischen Regierung von der Königlich Spanischen amtlich mitgeteilt<br />

worden sind, hat der französische Botschafter in Ems an Seine Majestät den König noch die Forderung<br />

gestellt, ihn zu autorisieren, daß er nach Paris telegraphiere, daß Seine Majestät der König sich für alle<br />

Zukunft verpflichte, niemals wieder seine Zustimmung zu geben, wenn die Hohenzollern auf ihre Kandidatur<br />

wieder <strong>zur</strong>ückkommen sollten. Seine Majestät der König hat es darauf abgelehnt, den französischen<br />

Botschafter nochmals zu empfangen, und demselben durch den Adjutanten vom Dienst sagen<br />

lassen, daß Seine Majestät dem Botschafter nichts weiter mitzuteilen habe.“<br />

138 Elsaß-Lothringen, 14.522 qkm, hatte über 4 / 5 deutschen Bevölkerungsanteil.

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