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Handbuch-zur-Befreiung

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840 KOMM HEIM! – KOMM HEIM INS REICH!<br />

Die Griechen betrachteten die Natur mit den theoretischen Sinnen; sie vernahmen<br />

himmlische Musik in dem harmonischen Laufe der Gestirne; sie sahen aus dem<br />

Schaume des allgebärenden Ozeans die Natur in der Gestalt der Venus Anadyomene<br />

emporsteigen. Die Israeliten dagegen öffneten der Natur nur die gastrischen<br />

Sinne; nur im Gaumen fanden sie Geschmack an der Natur; nur im Genusse des<br />

Manna wurden sie ihres Gottes inne. Der Grieche trieb Humaniora, die freien<br />

Künste, die Philosophie; der Israelite erhob sich nicht über das Brotstudium der<br />

Theologie. ‚Zwischen Abend sollt ihr Fleisch zu essen haben und am Morgen<br />

Brots satt werden und inne werden, daß ich der Herr euer Gott bin.’ ‚Und Jakob<br />

tat ein Gelübde und sprach: So Gott wird mit mir sein und mich behüten auf dem<br />

Wege, den ich reise, und Brot zu essen geben und Kleider anzuziehen und mich<br />

mit Frieden wieder heim zu meinem Vater bringen, so soll der Herr mein Gott<br />

sein.’ Essen ist der feierlichste Akt oder doch die Initiation der jüdischen Religion.<br />

Im Essen feiert und erneuert der Israelite den Kreationsakt; im Essen erklärt der<br />

Mensch die Natur für ein an sich nichtiges Ding. Als die siebenzig Ältesten mit<br />

Mose in den Berg hinanstiegen, da ‚sahen sie Gott, und da sie Gott geschauet hatten,<br />

tranken und aßen sie’. Der Anblick des höchsten Wesens beförderte also bei<br />

ihnen nur den Appetit zum Essen.<br />

Die Juden haben sich in ihrer Eigentümlichkeit bis auf den heutigen Tag erhalten.<br />

Ihr Prinzip, ihr Gott ist das praktischste Prinzip von der Welt – der Egoismus,<br />

und zwar der Egoismus in der Form der Religion. Der Egoismus ist der Gott,<br />

der seine Diener nicht Zuschanden werden läßt. Der Egoismus ist wesentlich monotheistisch,<br />

denn er hat nur Eines, nur Sich zum Zweck. Der Egoismus sammelt,<br />

konzentriert den Menschen auf sich; er gibt ihm ein festes, dichtes Lebensprinzip;<br />

aber er macht ihn theoretisch borniert, weil gleichgültig gegen alles, was nicht<br />

unmittelbar auf das Wohl des Selbst sich bezieht.“ 1520<br />

Friedrich von SCHILLER schrieb in „Die Sendung Mosis“ über die Juden:<br />

„Eine solche abgesonderte Menschenmenge im Herzen des Reichs, durch ihre<br />

nomadische Lebensart müßig, die unter sich sehr genau zusammenhielt, mit dem<br />

Staat aber gar kein Interesse gemein hatte, konnte bei einem feindlichen Einfall<br />

gefährlich werden und leicht in Versuchung geraten, die Schwäche des Staates,<br />

deren müßige Zuschauerin sie war, zu benutzen ...“ 1521<br />

Johann Wolfgang von GOETHE verarbeitete seine Eindrücke über die Juden dichterisch:<br />

„Du kennst das Volk, das man Juden nennt,<br />

das außer seinem Gott nie einen Herrn erkennt.<br />

Du gabst ihm Raum und Ruh, sich weit und breit zu mehren<br />

und sich nach seiner Art in deinem Land zu nähren.<br />

... sie haben einen Glauben,<br />

der sie berechtigt, die Fremden zu berauben,<br />

1520 Ludwig Feuerbach: Das Wesen des Christentums, S. 235 ff. Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie,<br />

vgl. Feuerbach-Wesen Bd. 1, S. 188 ff.<br />

1521 Friedrich von Schiller: Die Sendung Mose, zit. n. Th. Fritsch, a.a.O. S. 449 f.

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